Lunkenreuth/Königstein. Im kleinen Ort Lunkenreuth bei Königstein in der Oberpfalz, am Rand des Truppenübungslatzes Grafenwöhr, wohnt Norbert Schiller. Der gebürtige Nürnberger kann seine Herkunft nicht verleugnen, sein Dialekt verrät ihn. Der heute 71 Jahre alte Franke hat sich vor einigen Jahren ein altes Bauernhaus in der Oberpfalz gekauft, restauriert und ist sehr stolz auf seine Arbeit. Neben dem Haus hat er ein großes Grundstück mit viel Garten und jeder Menge Platz. Und diesen Platz braucht er auch, denn Norbert Schiller hat ein ganz besonderes Hobby. Seine Leidenschaft sind die Oldtimer.
„Begonnen hat alles, als ich mit 21 Jahren unbedingt ein neues Auto wollte“, so erzählt der gelernte Schriftsetzer. Dabei fiel sein Auge auf einen Opel Commodore A GS/E Coupe. „Er war in einem sehr schlechten Zustand“, so Schiller weiter. Und dann ging es los. „In einer Tankstellenwerkstatt in Nürnberg haben wir dann versucht, den Wagen herzurichten. Jeden Samstag, und das ein ganzes Jahre lang, haben wir geschraubt und alles was dazugehört“. 1985 war es dann soweit. Der Commodore stand fertig auf dem Hof. In seiner Streifenlackierung im Zeichen der frühen 70er Jahre mit vielen Extras. Der Wagen aus der Rüsselsheimer Autoschmiede hat einen 3 Liter Reihensechszylindermotor mit einer maximalen Leistung von 204 PS, 225/45 16 Bereifung mit BBS Felgen, Servolenkung, Colorverglasung und elektrische Fensterheber. „Einiges haben wir nachgerüstet“, so der Autobastler stolz. So auch im Innenraum, wo die Recaro-Sportsitze mit Schroth-Gurten gleich auffallen. Auch die Rückbank ist ein Unikat. Eine schwarze Ledersitzbank eines BMW 635. Der Tacho mit einer Anzeige bis 300km/h ist ebenfalls eine Sonderanfertigung. Auffällig ist auch noch der riesige Kofferraum.
„Das Ganze hat sehr viel Arbeit und auch Nerven gekostet“, so Schiller im Nachhinein. Aber er ist stolz auf das Geleistete. „Viel fahre ich jetzt nicht mehr damit. Er hat jetzt etwas mehr als 200 000 Kilometer drauf“. Aber das sieht man dem Oldtimer gar nicht an, der nun am 13.05.2020 seinen 50. Geburtstag feierte. „Es gibt nicht mehr viele Commodore dieser Ausführung“, so der Liebhaber weiter. „Aber in dieser Version ist er einzigartig“. Und bei jeder Ausfahrt, wird er gefragt, was er für dieses Schmuckstück haben will. „Vor einigen Jahren war er unverkäuflich. Doch nun habe ich überlegt, wenn der Preis stimmt, ihn schweren Herzens herzugeben“.
„Erinnerungen gibt es sehr viele mit dem Wagen“, so Schiller. Ob es die Opel treffen waren, die er in ganz Deutschland besuchte oder andere Veranstaltungen, überall fiel er mit seinem roten Commodore auf. „Vor etwa fünf Jahren war ich auf der Autobahn unterwegs, als mich ein Fahrzeug eines bayerischen Herstellers überholte. Kurz den Daumen hoch vom Fahrer und dann Gas gegeben“, lächelte Norbert Schiller. „Da drückte ich auch aufs Pedal und nach ein paar Kilometer hatte ich ihn wieder vor mir“.
Schiller besitzt noch weitere Schmuckstücke in seinen Garagen. So einen Nissan 350Z, einen Nissan Sunny oder einen Mercedes SL Cabrio mit Baujahr 2002. Diese Fahrzeuge sind wie der Opel Commodore mit Halbjahreskennzeichen ausgestattet. Das „H“-Kennzeichen bekommt er trotz seiner 50 Jahre nicht vom TÜV. „Es sind nicht alles Orginalteile im Fahrzeug verbaut“, so Schiller. Traurig ist er aber nicht darüber. Denn er weiß, so eine n Opel Commodore A GS/E Coupe gibt es nirgends mehr zusehen.
Bericht und Bilder: J. Masching