„Zwar liegen noch keine konkreten US-Truppenabzugspläne auf dem Tisch, aber es ist nie zu früh, sich um die Zivilbeschäftigten in Grafenwöhr und Vilseck, die bei einem möglichen Truppenabzug im Feuer stehen, zu kümmern,“ stellt der Weidener Bundestagsabgeordnete Uli Grötsch beim Runden Tisch zur Situation der deutschen zivilen Beschäftigten bei den Nato- und US-Streitkräften der SPD-Bundestagsfraktion fest.
Grötsch und sein rheinland-pfälzischer Kollege Gustav Herzog hatten am 5. November 2020 zu dem Runden Tisch, der sogenannten „Herzog-Grötsch-Runde“, eingeladen, um mit den Betroffenen über die von US-Präsident Donald Trump im Juni verkündeten Truppenabzugspläne zu sprechen. Neben Vertreterinnen und Vertretern aus dem Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium der Finanzen, dem Bundesarbeitsministerium und der US-Botschaft, nahmen an der hochrangig besetzten Video-Konferenz auch bayerische ver.di-Vertreterinnen und Vertreter teil.
Alle Teilnehmenden waren sich einig: Man müsse sich frühzeitig auf den Truppenabzug vorbereiten – auch unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden. „Es geht jetzt darum, für die Interessen der Zivilbeschäftigten gegenüber der US-Botschaft und der Bundesregierung deutlich einzustehen“ betont der SPD-Politiker Grötsch. „Die Betroffenen wollen wissen, wie es mit ihnen weitergeht, sollte es tatsächlich zu dem Truppenabzug kommen. Deshalb werden wir auch weiterhin im regelmäßigen Austausch mit allen Beteiligten bleiben und sozialverträgliche Lösungen von den Amerikaner einfordern“, versprach Grötsch.
Kathrin Birner, Gewerkschaftssekretärin von ver.di Oberpfalz, bestätigt diesen Eindruck und unterstreicht: „Wir verspüren eine zunehmende Nervosität in der Belegschaft. Die nächsten Wochen sind entscheidend für die Zukunft der Fachkräfte an den Standorten. Ebenso blicken wir mit Sorge auf die möglichen Folgen für den regionalen Arbeitsmarkt in und um Vilseck.“
Allein an den Standorten Grafenwöhr und Vilseck sollen nach den jetzigen Ankündigungen insgesamt 5500 Soldatinnen und Soldaten abgezogen werden. Das hätte unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeitsplätze der Zivilbeschäftigten und würde massive wirtschaftliche Nachteile für die ganze Region bedeuten.
„Als Gewerkschaft ver.di hoffen wir bis zuletzt auf eine Rücknahme der Abzugsentscheidung. Sollte ein Abzug unvermeidbar sein, fordern wir die Aufstockung der Transfergesellschaft, die ausscheidenden Mitarbeitern den Weg ins Arbeitsleben in der freien Wirtschaft erleichtern soll, durch Landes- und Bundesmittel“, bekräftigt Norbert Flach, stellvertretender Landesleiter von ver.di Bayern.
Es gab jedoch in der „Herzog-Grötsch-Runde“ auch Positives zu verkünden: „Die rasche Einigung in der ersten Verhandlungsrunde mit einer fairen Entgelterhöhung und einer Corona – Sonderprämie zeugt für die Beschäftigten von großem Verantwortungsbewusstsein inmitten der Pandemie. Es zeigt: Sie wurden und werden gebraucht – und wünschen sich, dass dies auch so bleibt“, bekräftigte Helmut Pemsel, ver.di Vorsitzender der Bundesfachkommission für die Zivilbeschäftigten, das wichtige Signal, das von der Tarifeinigung Ende Oktober in die Belegschaft ausging.
Bericht und Bild: Büro MdB Uli Grötsch