Lkr. Tirschenreuth. Zum 01.10.2018 hat man sich von der Fahrtwunschzentrale in Nürnberg getrennt. Verschiedene Gründe waren für diesen Schritt ausschlaggebend. Das Hauptproblem war die technische Ausstattung. Die von der Bahn zur Verfügung gestellte Software war zu unflexibel und für das BAXI System nicht ausreichend. Jetzt geht man neue innovative Wege, die bayernweit wieder eine Pionier-Rolle einnehmen. Peter Zimmert stellte das Projekt Landrat Grillmeier und MdL Tobias Reiß vor kurzem vor.
„Unser Plan ist, die Anzahl der Haltestellen in allen Gemeinden deutlich zu erhöhen. Den Anfang haben wir in Tirschenreuth und Kemnath gemacht. Mit 72 Haltestellen in Kemnath und 122 in Tirschenreuth dürften wir in diesen beiden Städten den Endausbau erreicht haben. Weitere Gemeinden werden folgen.“, so Peter Zimmert.
Mehrmalige Reklamationen bei der Fahrtwunschzentrale verliefen ergebnislos. Während anfangs davon ausgegangen wurde, dass die Fahrtwunschzentrale die Ursache der Verspätungen war, musste man mittlerweile erkennen, dass die Ursache tiefer liegt. Ursächlich für fast alle Probleme sind die unzureichende Software und die mangelnde Flexibilität bei der Bahn.
Es blieb somit nur ein Weg: Der Zugriff auf sämtliche Vorgänge im Buchungs- und Abrechnungsablauf musste gewährleistet werden.
Peter Zimmert: „Der erste Schritt war, die Fahrtwunschzentrale nach Weiden zu verlegen. Damit haben wir über die RBO unmittelbaren Einfluss auf die Abläufe. Wir hatten auch das Glück, dass die RBO sehr kompetentes Personal verpflichten konnte, welches die Fahrtwunschzentrale bestens betreut.“
Der nächste Schritt besteht darin, eine neue Software zu entwickeln, die genau auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die Anforderungen an diese Software wurden dabei unter anderem im fachlichen Austausch mit Dr. Thomas Huber, dem Leiter Innovative Verkehrskonzepte DB Regio Bus Bayern, der bereits maßgeblich an der Konzeption des landkreisweiten Anrufbussystems BAXI mitgewirkt hat, erarbeitet.
Vorhaben wird nun umgesetzt
Zunächst musste die Fahrplanstruktur der BAXI-Linien umgestellt werden. Abfahrtszeiten werden jetzt pauschal einer Zeitzone zugewiesen. In diese Zeitzone können beliebig viele Haltestellen integriert werden. Die Zeitzonen sind so bemessen, dass, auch bei vielen Buchungen innerhalb dieser Zeitzone, die angegebene Abfahrtszeit um höchstens 10 Minuten überschritten wird. Durch die geringe Kapazität der eingesetzten Fahrzeuge (höchstens 8 Fahrgäste pro Fahrt) ist diese Vorgabe realistisch. Das wird auch durch die in den vergangenen 6 Jahren BAXI-Betrieb gemachten Erfahrungen im Buchungsverhalten gestützt.
Die Testphase mit den neuen Zeitzonenfahrplänen läuft bereits seit einigen Monaten.
Eine deutliche Vereinfachung für die Abrechnungsstelle
Bei der Buchung der Fahrt in der Fahrtwunschzentrale braucht der Kunde nur mehr die Abfahrtshaltestelle und die Zielhaltestelle angeben. Jeder Ort bekommt eine zentrale Buchungshaltestelle. Die für die Abrechnung zu ermittelnden gefahrenen Kilometer ergeben sich somit grundsätzlich aus der Einstiegshaltestelle bis zur zentralen Buchungshaltestelle des Zielorts.
Es wird auch eine Buchungs-App angeboten werden, so dass neben einer telefonischen Anmeldung auch online oder per App gebucht werden kann.
Vorgesehen ist auch die Einrichtung eines eTicket-Systems. Diese beinhaltet eine online Bezahlmöglichkeit mit anschließendem Erhalt des Tickets. Als weiteres Feature wird man seine Fahrkarten in dieser App vorfinden, welche für die Fahrt verwendet werden können.
Mit der Entwicklung eines eigens auf das BAXI-System zugeschnittenen Buchungstools, werden die Abläufe optimiert und vorhandene Beschränkungen abgebaut. Der Landkreis Tirschenreuth verfügt mittlerweile durch die intensive Beschäftigung mit Bedarfsverkehren im ländlichen Raum über ein umfangreiches Erfahrungswissen, das man gerne auch anderen Aufgabenträgern zur Verfügung stellen wird. So unterstützt man die Landkreise Schwandorf. Neustadt a. d. Waldnaab und Wunsiedel bei der Errichtung von BAXI-Systemen. Die Bezeichnung „BAXI“ wird auch in diesen Landkreisen für den Bedarfsverkehr verwendet.
„Wir arbeiten seit 2012 eng mit dem Leiter für innovative Verkehrskonzepte der DB Regio Bus, Herrn Dr. Thomas Huber, zusammen. Dr. Huber hat uns auch bei der Entwicklung unseres BAXI-Buchungstools unterstützt. Mit diesem neuen Buchungstool sind die DB Regio Bus und der Landkreis Tirschenreuth nun in der Lage, ein komplettes, jederzeit umsetzbares Konzept für die Errichtung eines BAXI-Systems von der Bedarfsanalyse bis zum Echtbetrieb anzubieten. Wir sehen im BAXI-System ein ideales Konzept, um die Mobilitätslücken im ländlichen Raum zu schließen. Mit diesem zusätzlichen ÖPNV-Baustein, neben den bereits vorhandenen Bausteinen Linienbusverkehr und Schienenpersonennahverkehr, sind die jeweiligen Aufgabenträger in der Lage, geschlossenen Mobilitätsketten anzubieten und damit sowohl räumliche, als auch zeitliche Erschließungsdefizite zu beseitigen.“, erklärt Peter Zimmert.
Pionierarbeit und Vorreiterrolle
Tobias Reiß und Landrat Roland Grillmeier waren sich einig: „Das ist eine Musterlösung, die in Bayern einmalig ist.“ Tobias Reiß zeigte sich dankbar für die von Ministerin Schreyer zugesagte Förderung. Nachdem das Ministerium diese Maßnahme nur mit einem Zuschuss von 50 % fördern wollte, hatte Herr MdL Tobias Reiß direkt bei Ministerin Schreyer vorgesprochen und diese von der Tragweite der neuen Entwicklung überzeugt. Die Ministerin hat daraufhin den Fördersatz auf 80 % angehoben „Das ist eine wichtige Anerkennung unserer Pionierleistungen im Bereich der Mobilität im ländlichen Raum und bestätigt gleichzeitig, dass der Landkreis Tirschenreuth, unter Einbeziehung aller Möglichkeiten der Digitalisierung, auf dem richtigen Weg ist.“, so Tobias Reiß.
Ebenso gelobt wurde die Tirschenreuther Marketing-Agentur C3, die das Projekt von Anfang an begleitet hat und maßgeblich an der Weiterentwicklung beteiligt ist.
Bericht und Bild: Landratsamt Tirschenreuth