Windischeschenbach. Der Freistaat Bayern investiert fast 18 Millionen Euro in die Sanierung der „Stützelvilla“ in Windischeschenbach und einen modernen Neubau für die 2015 beschlossene Verlagerung des Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung. Erhalten und saniert werden auch wertvolle Fresken, die 40 Jahre auf dem Dachboden eingelagert waren. Die notwendigen Gelder hat der Finanzausschuss des Bayerischen Landtages heute Nachmittag freigegeben. Das teilte der Abgeordnete Tobias Gotthardt als Mitglied des zuständigen Finanzausschusses im Bayerischen Landtag mit. Die vom Haushaltsausschuss freigegebenen Mittel betragen demnach insgesamt 17,9 Millionen Euro.
Gotthardt bezeichnete die Entscheidung als „wichtig und wertvoll für den ländlichen Raum“. Sie gebe Windischeschenbach kräftigen Rückhalt und könne so zum Aufschwung vor Ort beitragen. Nach dem von der Bayerischen Staatsregierung am 4. März 2015 beschlossenen Konzept Heimatstrategie – Regionalisierung von Verwaltungen (Behördenverlagerungen 2015) sind 60 Arbeitsplätze in Windischeschenbach anzusiedeln. Ziel dieses Konzeptes sei die Stärkung des ländlichen Raums durch Schaffung gleichwertiger Lebens- und Arbeitsbedingungen, welche auch in der bayerischen Verfassung verankert sind, hieß es hierzu am Dienstag im Finanzausschuss des Landtags.
An der neuen Außenstelle des Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (LDBV) in Windischeschenbach werde der Teilbereich „Digitale Landkarten Bayern“ angesiedelt. Zusammen mit der künftigen Außenstelle in Waldsassen entstehe ein Kompetenzzentrum der amtlichen Kartographie in Bayern. Des Weiteren soll in Windischeschenbach in Zusammenarbeit mit den neuen Standorten in Waldsassen und Hof ein Aus- und Fortbildungszentrum für das LDBV eingerichtet werden. Hierfür sind entsprechend dimensionierte Einrichtungen (Schulungs- und Versammlungsräume sowie Übernachtungsmöglichkeiten, etc.) vorgesehen.
Zum Aufgabenfeld “Digitale Landkarten Bayern” gehört die Erstellung und Aktualisierung der Digitalen Topographischen Karten sowie von Freizeitkarten und deren Qualitätssicherung. Neu hinzu kommt der Schwerpunkt der Web-Kartographie einschließlich der 3D-Kartographie und von Geovisualisierungen. Die Organisation der Ausbildung für die neuen Standorte Waldsassen, Windischeschenbach und Hof wird hier zentral angesiedelt. Für die Kartographie bzw. Geotopographie werden in Windischeschenbach zwei Referate neu aufgebaut.
Die Personalgewinnung am neuen Standort erfolgt fast ausschließlich über Neueinstellungen (vor allem eigens ausgebildete Azubis sowie Anwärter in der 3. Qualifikationsebene) vor Ort. Die Umsetzung der Verlagerung nach Windischeschenbach wurde am 1. August 2016 in einer temporären Unterbringung im ehemaligen Fernmeldeamt begonnen. Der Personalaufbau wächst seit 2016 kontinuierlich an. Aufgrund von begrenzten Raummöglichkeiten wurde seit 1. Januar 2020 eine zweite temporäre Unterbringung in der ehemaligen Porzellanfabrik im Werkquartier angemietet. Aktuell sind 30 Personen am neuen Standort in Windischeschenbach beschäftigt
Die denkmalgeschützte „Stützelvilla“, erbaut 1887, mit Souterrain, Hochparterre und einem Obergeschoss, bleibt im Wesentlichen in der Aufteilung der Raumstrukturen erhalten. Die Villa ist aufgrund ihres baulichen Zustands grundlegend zu sanieren. Die Sanierung umfasst die kompletten Innenbereiche und die äußere Hülle des Gebäudes, wobei die wesentlichen tragenden Bauteile erhalten bleiben. Zwei bestehende, untergeordnete Gebäude bzw. Gebäudeteile (Anbau an die Villa als ehemaliges Jugendtagungshaus sowie das Hausmeistergebäude) werden abgerissen, da sie nicht weiter wirtschaftlich betrieben bzw. genutzt werden können.
Ein „besonderes Schmankerl“ der Sanierung sei, so Gotthardt, die Wiederherstellung und Sanierung wertvoller Fresken in öffentlichen Räumen des historischen Gebäudes. Diese wurden bei einer Sanierung 1981/82 durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege abgenommen und seitdem rund 40 Jahre auf dem Dachboden der Villa eingelagert. „Es ist eine großartige Chance, dieses Juwel im Zuge der laufenden Sanierung wieder herzustellen“, so Gotthardt.
Die denkmalgeschützte Villa wird durch einen Erweiterungsbau ergänzt, in dem auf zwei Geschossen (Erdgeschoss und Obergeschoss) v.a. notwendige Büro- und Verwaltungsräume mit ihren Nebenräumen, der neue Konferenz- und Ausstellungsbereich sowie die Übernachtungszimmer für Auszubildende und Gäste von Fortbildungen untergebracht werden. Der Neubau wird in Hybridbauweise, je nach statischer Anforderung, in Mauerwerk oder Stahlbeton errichtet. Die Fassade ist als eine hinterlüftete Fassadenkonstruktionvorgesehen, bestehend aus einer Holzschalung auf Aluminiumunterkonstruktion mit außenseitiger Dämmung.
Sämtliche Anlagen der technischen Gebäudeausrüstung im Altbau werden zurückgebaut und entsprechend heutigem Stand der Technik erneuert. In Teilen des Alt- und Neubaus sind zur Einhaltung der bauphysikalischen Werte (Feuchtigkeit) raumlufttechnische Anlagen notwendig, insbesondere im Souterrain, im Hochparterre und in den Archivräumen der Villa sowie im Konferenz-/ Ausstellungsbereich und in den Nasszellen der Übernachtungszimmer im Neubau.
Bericht und Bild: Bürgerbüro Tobias Gotthardt/Philipp Seitz