Tirschenreuth. Die Lage der mittelständischen Wirtschaft und Strategien für die Fortentwicklung der Wirtschaftsregion Landkreis Tirschenreuth standen im Fokus des Antrittsbesuchs von Leonhard Zintl, Bankenvorstand, Autor und Vorsitzender der Mittelstandsunion im Landkreis bei Landrat Roland Grillmeier. Beim Gespräch mit dabei war auch Wirtschaftsförderer Dr. Volker Höcht.
Nach der Begrüßung wurde zunächst die aktuelle Corona-Situation im Landkreis beleuchtet und speziell über die Herausforderungen für die hiesigen Unternehmen diskutiert. Landrat Roland Grillmeier berichtete von einem Treffen mit den Geschäftsleitern/-innen der großen Unternehmen des Landkreises im August, bei denen sich u.a. über die Herausforderungen während der Pandemie und möglichen Wegen aus der Krise ausgetauscht wurde.
Grundsätzlich sei für ihn der enge persönliche Kontakt zur Wirtschaft enorm wichtig und auch der Wirtschaftsförderung messe er hier eine gewichtige Rolle bei. Der Landrat führte weiter aus, dass sich der Landkreis als Wirtschaftsregion hervorragend entwickelt habe. Man sei durch seine dynamischen Betriebe, der ausgewogenen wirtschaftlichen Struktur und aktiver Kommunalpolitik vieler Akteure ein äußerst wettbewerbsfähiger Standort im Ländlichen Raum geworden.
Nach den einführenden Worten des Landrats berichtete Dr. Volker Höcht von den aktuellen Tätigkeitsfeldern und auch den Strategien seitens der Wirtschaftsförderung. Er nannte die Themen Innovation und Digitalisierung, speziell die Kampagne #digitalenordoberpfalz und u.a. Fachkräftesicherung bzw. Rückkehrermanagement als wichtige Themen. Leonhard Zintl bescheinigte dem Behördenchef und seinem Wirtschaftsförderer absolut auf dem richtigen Weg zu sein. Vor allem in der im Rahmen des Rückkehrermanagements geplanten Online-Themenbörse für Schüler und Studenten sehe er großes Potenzial, junge Nachwuchskräfte an die einheimische Wirtschaft zu binden.
Zum Thema Rückkehrermanagement ergänzte der Landrat: „Wir müssen unseren Leuten eine Plattform bieten, um sie weiterhin an den Landkreis zu binden“ und brachte eine Botschaft der Nordoberpfalz in München, als sichtbarer Anlaufpunkt für potenzielle Rückkehrer, als weitere Idee ins Spiel. Grundsätzlich gelte es Botschafter für die Region zu gewinnen. Wenn es um wichtige Zukunftsprojekte gehe, habe man zudem mit Tobias Reiß einen sehr aktiven MdL in der Landeshauptstadt, der sich für die Belange des Landkreises vehement einsetze, betonte Grillmeier.
Ein wichtiger Anker im Bereich der Wirtschaftsförderung sei für Landrat Grillmeier das erfolgreiche Gründerzentrum in Waldsassen. Hier haben sich in den letzten Jahren erfolgreiche Firmen entwickeln können, führte der Behördenchef aus. Insgesamt werde es aber wichtig sein, gemeinsam das Thema „Startups“ im Landkreis weiterzuentwickeln. Es liefen bereits Gespräche und Planungen, um auch das Gründerzentrum an die Anforderungen der digitalen Gründerwelt auszurichten. Man wolle künftig eine noch stärkere Vernetzung mit der OTH Amberg-Weiden schaffen und auch über neue Modelle wie Coworking Spaces und Experimentierräume für Startups nachdenken, um speziell den digitalen Transformationsprozessen gerecht zu werden.
Für Leonhard Zintl gilt es die Digitalisierung im Mittelstand und Handwerk voranzutreiben. Um das zu fördern und auszubauen benötigte man für den Mittelstand Erfahrungs- und Experimentierräume. Für die regionalen Mittelständler müssten die Vorteile der neuen Technologie sichtbar gemacht, Möglichkeiten zum Ausprobieren geschaffen und bei Interesse die Vernetzung zwischen dem Mittelstand und den Hochschulen bzw. einen technischen Partner forciert werden. Insbesondere ginge es in diesem Kontext darum, die Chancen der Digitalisierung für unseren Landkreis zu nutzen führte der Vorsitzende weiter aus. Zintl sei überzeugt davon, dass die derzeitigen veränderten Rahmenbedingungen ein erhebliches Chancenpotenzial für den ländlichen Raum in Kombination von attraktiven und lebenswerten Bedingungen in der Region biete.
In Verbindung mit den Chancen der Digitalisierung könnten wir so unseren Landkreis kräftig voranbringen, Arbeitsplätze sichern und schaffen und gleichzeitig die Vorteile des ländlichen Raumes nutzen. Ein weiterer Ansatzpunkt sei es hierbei eine Technologietransferstelle im Landkreis zu installieren und diese direkt bei der Wirtschaftsförderung anzusiedeln. Dann könne man noch stärker auf EU-Fördermittel in diesem Bereich ein Auge werfen. Zintl berichtete in diesem Zusammenhang von erfolgreichen Projekten in den Bereichen „Blockchain“ und „Künstlicher Intelligenz“ aus Sachsen, an denen er in seiner Rolle als Vorstandsvorsitzender der Volksbank Mittweida e.G. mit der dort ansässigen Hochschule und Unternehmen beteiligt sei.
Derartige Projekte funktionierten aber nur mit einer entsprechenden Technologietransferstelle und dem entsprechenden Netzwerk. Da Dr. Höcht durch Mitwirken an vergleichbaren Projekten im Bereich Technologietransfer über viel Erfahrung verfüge, sei er absolut der richtige Mann derartige Vorhaben umzusetzen. Er habe in diesem Bereich bereits wichtige erste Schritte initiiert, waren sich sowohl Zintl als auch der Landrat einig. Alles allein könne aber nicht vom Wirtschaftsförderer geleistet werden, betonte der Landrat. Um Höcht bei seinen zahlreichen Aktivitäten zukünftig zu unterstützen, habe man ihm seit Oktober diesen Jahres, Isabel Sommerer, als neue Mitarbeiterin zur Seite gestellt.
Als letztes Thema des Gesprächs griff Landrat Grillmeier das Thema Gewerbeflächenentwicklung auf. Man benötige als ländliche Region dringend Spielraum bei der Flächenentwicklung und dürfe das Land bei der Landesplanung nicht zu sehr einengen, denn so bremse eine restriktive Flächenpolitik die Entwicklungschancen ländlicher Standorte. Da müsse man gemeinsam ein eindeutiges Signal nach München senden. Viel verspreche sich der Landrat von einem Ausbau der Kooperation der Wirtschaftsförderungen in der Nordoberpfalz. Man müsse verstärkt als Region auftreten.
Bericht und Bild: Landratsamt Tirschenreuth