Sulzbach-Rosenberg/Amberg-Sulzbach. Dass das Eszett, also das ß, in Sulzbach erfunden worden ist, erfährt man bei einer Stadtführung mit Manuel Stachura, der sich leidenschaftlich für alte Geschichte interessiert. Im amüsanten Dialog mit seiner Kollegin Tanja Weiß erzählt der 37-Jährige seinem Publikum viele interessante Begebenheiten aus der Herzogstadt im Amberg-Sulzbacher Land. Das Besondere daran: Manuel hat das Williams-Beuren-Syndrom und ist der erste in Bayern, der trotz eines solchen Handicaps als Stadtführer arbeiten darf.
Woher sie denn kämen, fragt er seine Gäste, und ob sie auch einen eigenen Buchstaben hätten. Stolz verkündet er sogleich die Geschichte vom Sulzbacher Eszett, als Abraham Lichtenthaler, der erste Buchdrucker in Sulzbach unter Herzog Christian August, im Jahr 1667 bei der Umstellung von Frakturschrift auf Antiqua einen neuen Buchstaben, nämlich das „Sulzbacher ß“, erfunden hat. Bis dahin habe jeder Drucker das scharfe „s“ gedruckt wie er wollte, also ss, sz oder tz. Die Sulzbacher Form ist 1904 als allgemeingültige Gestaltungsform ins Druckereigewerbe aufgenommen worden und sei bis heute gültig, klärt Manuel die erstaunten Gäste weiter auf.
Realisiert werden konnte das Inklusionsprojekt laut Mitteilung des Landratsamtes, weil es der Landkreis Amberg-Sulzbach mit einer einmaligen Zuwendung in Höhe von 1000 Euro aus der Projektförderung „Leitbild“ unterstützt. So viel Geld können Antragssteller für Projektideen erhalten, die im Rahmen des Leitbildprozesses des Landkreises als nachhaltig anerkannt werden. Regens Wagner Michelfeld hatte Anfang des Jahres einen Antrag zur Förderung des Inklusionsprojekts eingereicht und den Höchstbetrag von 1000 Euro bekommen. „Ich freue mich, dass der Landkreis Amberg-Sulzbach zusammen mit der Stadt Sulzbach-Rosenberg und Regens Wagner dieses in Bayern einzigartige Projekt auf die Bühne bringt“, so Landrat Richard Reisinger.
„Für uns ist dies ein wirkliches Vorzeigeprojekt. Es fördert soziales Miteinander und Inklusion und macht weiteren Menschen mit Beeinträchtigung hoffentlich Mut, Ähnliches zu schaffen wie Manuel“, erklärt Regionalmanagerin Katharina Schenk. Über ihren Schreibtisch laufen alle eingereichten Anträge zu Projektideen, die von Kommunen, Vereinen, Verbänden und Institutionen im Landkreis Amberg-Sulzbach initiiert und realisiert werden sollen. Voraussetzungen seien der Bezug zum Landkreis-Leitbild und, dass es noch kein gleichartiges Projekt im Landkreis gebe, so Schenk. Überzeugt die Projektidee den Nachhaltigkeitsrat unter Vorsitz von Landrat Richard Reisinger, kann eine Zuwendung bis zu 80 Prozent der förderfähigen Kosten – maximal 1.000 Euro je Maßnahme – fließen.
Stiber-Fähnlein-Mitglied Manuel Stachura ist glücklich, dass er trotz seiner Behinderung den Besuchern spannende Episoden aus der über 1250-jährigen Stadtgeschichte vermitteln darf. Das bereite ihm sehr viel Freude, ließ der talentierte junge Mann gegenüber Pressevertretern verlauten, die zu einer exklusiven Tour eingeladen waren. Museumspädagogin und Stiber-Vorsitzende Tanja Weiß, die das Projekt „Inklusive Stadtführungen“ entwickelt und Stachura ehrenamtlich ausgebildet hat, sieht darin einen wertvollen Beitrag für die Inklusionsbemühungen.
Antragssteller, die ebenfalls eine innovative Maßnahme auf die Beine stellen möchten und eine Förderung durch den Landkreis wünschen, können ihre Projektideen schriftlich bis spätestens 31. August 2022 im Landratsamt Amberg-Sulzbach, Sachgebiet L1, Schloßgraben 3, 92224 Amberg einreichen. Das Bewerbungsformular ist online unter www.deinezukunft-as.de unter „Kontakt“ abrufbar. Fragen hinsichtlich der Förderfähigkeit einer Projektidee beantwortet Katharina Schenk unter der E-Mail leitbild@amberg-sulzbach.de oder telefonisch unter 09621/39-159. Die „Inklusive Stadtführung“ ist barrierefrei und kann ab sofort über die Tourist-Information der Stadt Sulzbach-Rosenberg gebucht werden.
(Bericht und Bild: Landratsamt Amberg-Sulzbach)