Dießfurt. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland über 13 000 Menschen an Leukämie. Der Begriff Leukämie bezeichnet verschiedene Krebserkrankungen des blutbildenden Systems („Blutkrebs“). Außer einer Chemotherapie gibt es noch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, darunter auch die Stammzelltransplantation.
Und so eine Stammzellentransplantation hat nun Andreas Eckert aus Dießfurt hinter sich gebracht. „Mir ist es nicht wichtig, mich als Person hier einzubringen, sondern ich will hier Werbung für die Sache im Allgemeinen machen“, so Andreas Eckert.
Alles begann mit der Registrierung im Rahmen einer normalen Blutspende am 01.12.2011 in der Bundeswehrkaserne Hammelburg durch das Bayerische Rote Kreuz bei der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB). Berufssoldat Andreas Eckert dachte dann viele Jahre nicht mehr an diese Aktion, bis es am 22.06.2020 plötzlich zu einer ersten Kontaktaufnahme durch die AKB kam. „Man sagte mir, ich käme eventuell als Spender in Betracht“, so Eckert. Danach ging es recht schnell weiter: u.a. Planen der weiteren Untersuchungen mit Hilfe des Hausarztes (Bestätigungstypisierung).
„Am 21.08.2020 bekam ich die Nachricht vom Transplantationszentrum des Patienten: Ich bin für die Spende geeignet“, so Eckert. Doch zu der geplanten Voruntersuchung am 10.09.2020 in Gauting bei München bei der AKB und dem geplanten Spende Termin am 22.09.2020 kam es nicht. „Anfang September kam ein Anruf, ungeplante Verschiebung der Spende auf 1-2 Monate, da es dem Patienten nicht möglich war, die erforderliche Behandlung zu diesem Zeitpunkt zu überstehen“.
So wurde ein neuer Spende Termin am 30.11.2020 festgelegt, die Voruntersuchung dazu sollte am 16.11.2020 stattfinden. Die Kosten für die Anreise und Übernachtung wurden übernommen, „auch der Arbeitgeber kann Lohnausfall beantragen, was in meinem Fall als Soldat aber nicht notwendig war“, so Andreas Eckert. Die Voruntersuchung am 16.11.2020 war erfolgreich. „Dabei gab es sehr ausführliche Gespräche zu möglichen Ursachen, Ganzkörpercheck um mögliche Risiken zu minimieren sowie Medikamente und falls erforderlich Schmerzmittel für die Mobilisierungsphase wurden mitgegeben“. Das Ergebnis der Voruntersuchung und die Freigabe zur Spende kamen am 18.11.2020.
„Die letzten Tage war ich dann schon etwas nervös“, so der Spender im Nachhinein. Beginn der Mobilisierungsphase („2x täglich selbst Spritzen injizieren in die Bauchfalte, ähnlich Thrombosespritzen“), am 26.11.2020, um die Stammzellenproduktion zu erhöhen und im Blut zu mobilisieren, damit diese entnommen werden können. „Und dann ging es einen Tag vor der Spende nach München“.
Beginn war um 8 Uhr. „Es dauert im Normalfall zwischen zwei und fünf Stunden, so hatte man mir gesagt“. In Eckerts Fall waren es dann fünf Stunden. „Die angeforderte Menge war zum Einen sehr hoch und zudem war die Fließgeschwindigkeit meines Blutes eher langsamer“, so Andreas Eckert. Möglich wäre aber auch ein kleiner Eingriff zur Punktierung des Beckenkammes gewesen, um dort direkt Knochenmark zu entnehmen, für den Fall, dass die Stammzellen in meinem Blut zu wenig gewesen wären. Anschließend noch eine Ruhephase und dann ging es mit dem Zug wieder nach Hause. Eine Nachuntersuchung bei m Hausarzt erfolgte vier Wochen nach der Spende, um sicher zu gehen, dass alle Werte wieder normal sind.
„Ich habe keinerlei Details über den Patienten erhalten, keine Info über Nationalität, Alter und Geschlecht“, so der Stammzellenspender. Grundsätzlich ist ohnehin zwei Jahre nach der Spende erst eine direkte Kontaktaufnahme untereinander möglich, sofern beide dies vorab mitgeteilt haben. Bis dahin können anonymisierte Briefe zugeschickt werden. „Ich habe angegeben, dass wir gerne Kontakt haben können. Hab auch einen anonymen Brief geschrieben“, so Andreas Eckert.
„Es war zu jeder Zeit eine hervorragende Betreuung durch die AKB“, so Eckert am Ende. „Es ist eher ein kleines Team“. Grundsätzlich darf man zu jederzeit die Einwilligung zur Spende zurückziehen, selbst am Tag der Spende oder während der Spende noch. „Allerdings hat mit dem Tag der Spendenfreigabe, nach der Voruntersuchung, der Patient nur noch sehr geringe Überlebenschancen, neben der Tatsache, dass er ohnehin schon schwer krank ist“, so Eckert ernst. Von 100 Spendern wird durchschnittlich einer zu einer Spende gebeten. Viele Spender lassen sich bei einer Blutspende gleich mitregistrieren. „Ich würde es jederzeit wieder machen“, so Eckert.
Durch Corona gab es dieses Jahr deutlich weniger Blutspender und deshalb auch weniger Typisierungen für die Stammzellspende. Somit fehlen im Vergleich zu den Vorjahren knapp 20.000 Leute in diesem Jahr.
Eine Registrierung ist unter AKB kostenlos möglich und dauert nur wenige Minuten.
Bericht und Bild: J. Masching