Bericht und Bild des Landratsamtes Cham

Lkr. Cham.  Die Übergabe von vier Verdienstmedaillen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, verliehen durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, waren für Landrat Franz Löffler Anlass dafür, die Ausgezeichneten einzeln und unter Einhaltung aller Corona-Auflagen zur Aushändigung dieser hohen Auszeichnung in das Landratsamt Cham einzuladen.

Landrat Löffler würdigte unter strikter Beachtung der Corona-Maßnahmen im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes die Verdienste der neuen Ordensträger und überreichte die Ordensinsignien.

Er zeigte sich sichtlich erfreut über das hohe Maß an Engagement der Ausgezeichneten und war stolz darauf, dass sich Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis Cham in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen so stark engagieren.

Löffler wörtlich: „Unser Land und unser Landkreis leben von diesem freiwilligen Einsatz und der Bereitschaft, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen – das ist gerade jetzt sehr aktuell!“

Folgende Personen wurden geehrt:

Frau Roswitha Fischer, Arrach

pflegt seit 1979 ihren schwerstbehinderten Sohn Jürgen.

Jürgen Fischer benötigt Hilfe für nahezu alle Dinge des täglichen Lebens, so dass ständig eine Pflegeperson anwesend sein muss. Diese Pflege umfasst alle Hilfen für die gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des täglichen Lebens.

Frau Fischer ist seit dem frühen Unfalltod Ihres Mannes im Jahre 2001 ganz alleine für die Pflege ihres Sohnes verantwortlich und verzichtet im hohen Maße auf ein selbstverwirklichtes eigenes Leben. Roswitha Fischer ist als wichtigste Bezugsperson von Jürgen praktisch in jeden Moment ihres Lebens enorm gefordert. Sie stellt sich dieser Aufgabe seit Jahrzehnten. Mit großem Verantwortungsbewusstsein, unerschütterlicher Liebe und Aufopferung widmet sie sich der Pflege und den Bedürfnissen ihres behinderten Sohnes und ermöglicht ihm dadurch einen weitgehenden Verbleib in der vertrauten häuslichen Umgebung.

Für diesen außergewöhnlichen pflegerischen Einsatz, den Roswitha Fischer klaglos Tag für Tag erbringt hat sie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

 

Frau Agnes Niebler, Rötz

engagiert sich seit vielen Jahren in hohem Maße vor allem im sozialen Bereich und widmet ihre Freizeit der Offenen Behindertenarbeit der Barmherzigen Brüder im Landkreis Cham sowie der Mitarbeit im Hospizdienst des Caritasverbandes Cham. Sie kennt die Nöte und Ängste behinderter Menschen und ihrer Angehörigen sehr gut, auch weil ihr eigener Sohn von einer Behinderung betroffen ist.

Frau Niebler war im Jahre 2001 Ideengeberin für einen „Tag der Begegnung“ in der Stadt Rötz, wo seit dieser Zeit alle zwei Jahre Menschen mit und ohne Behinderung zusammenkommen. Diese Veranstaltung wirkt sich besonders positiv auf das soziale Gefüge in der Region aus und trägt zu einem unkomplizierteren Miteinander im Alltagsleben bei. Neben ihrem Engagement im Rahmen der Offenen Behindertenarbeit engagiert sie sich seit Jahren auch bei der ehrenamtlichen Begleitung und Betreuung von behinderten Menschen in der Hauptpflegeeinrichtung der Barmherzigen Brüder in Reichenbach.

Obwohl ihre Zeit als alleinerziehende Mutter eines behinderten Sohnes begrenzt ist, engagiert sich Frau Niebler seit 1995 als ausgebildete Krankenschwester in erheblichem Maße auch im ehrenamtlich organisierten Hospizdienst der Caritas. Sie beteiligt sich dabei an der Ausbildung neuer Hospizhelfer. Ihr gelingt es immer wieder, sowohl neue Mitglieder in die Gruppe zu integrieren als auch die aktuellen Mitglieder in der Gruppe zu halten. Besonders ist es Agnes Niebler wichtig, die eigentliche Aufgabe eines Hospizdienstes, nämlich schwerstkranke und sterbende Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten, nicht aus den Augen zu verlieren. Die Begleitung dieser Menschen ist ihr ein großes Anliegen.

 

Herr Johann Schmidt, aus Waldmünchen

ist seit 50 Jahren mit herausragendem Engagement vor allem für die Turnabteilung des TV Waldmünchen sowie auch für die Reservistenkameradschaft aktiv.

Er gehört seit 1970 der Turnabteilung des TV Waldmünchen an und war als Aktiver sehr erfolgreich. Im Jahre 1975 wurde er Leiter der Turnabteilung, etwas später erfolgte die Ernennung zum Oberturnwart, ein Amt das er bis 2008 inne hatte. Später im Hauptverein war er noch jahrelang als 1. Kassier tätig.

Unter der Regie von Johann Schmidt nahmen die Aktiven bei einigen Oberpfalzmeisterschaften, Landesturnfesten sowie beim Deutschen Turnfest in Frankfurt und in Berlin teil, bei denen beste Leistungen erzielt werden konnten.

Herrn Schmidt lag und liegt noch heute zudem auch die Reservistenarbeit sehr am Herzen. Hier übt der Oberstleutnant der Reserve seit vielen Jahren sowohl im örtlichen Reservistenverband als auch auf Landesebene bedeutende Führungspositionen aus.

Nach dem Wehrdienst im Jahre 1976 trat Johann Schmidt der Reservistenkameradschaft Waldmünchen (RK) bei. Er wurde im März 1977 zum 2. Vorstand und im Jahre 1981 zum 1. Vorstand gewählt. Im Jahre 1981 folgte auf seine Initiative hin die Übernahme der Sammlungen für die Kriegsgräberfürsorge als auch die Gestellung von Abordnungen am Kriegerdenkmal an den Volkstrauertagen, alles Aktionen, die bis heute weitergeführt werden und einen sehr hohen Stellenwert im Bewusstsein der Öffentlichkeit einnehmen.

Nach Öffnung der Grenzen im Jahre 1990 wurden auch Freundschaften nach Sachsen sowie nach Tschechien geschlossen und auch internationale Vergleichsschießen abgehalten. Diese völkerverbindenden Veranstaltungen wurden danach viele Jahre regelmäßig durchgeführt und erreichten internationale Beachtung u.a. auch sogar mit der Teilnahme des Verteidigungsministers der Tschechischen Republik.

Im Jahre 2002 wurde Johann Schmidt schließlich zum stellvertretenden Landesvorsitzenden des Bayerischen Reservistenverbandes gewählt, eine Funktion, die er bis 2018 ausübte. Noch heute ist er 1. Vorsitzender der RK Waldmünchen.

 

Herr Karlheinz Schröpfer, Waldmünchen

ist seit über 30 Jahren ehrenamtlich mit herausragendem Engagement in vielen Bereichen des kulturellen Lebens im Landkreis Cham aktiv. Zahlreiche Publikationen hat er veröffentlicht.

In unermüdlicher Kleinarbeit hat sich Karlheinz Schröpfer der historischen Figur des „Obristen Trenck der Pandur“ aus dem österreichischen Erbfolgekrieg angenommen und Verbindungen zur Geschichte seiner Heimatstadt Waldmünchen hergestellt. So war er von 1988 bis 1997 zweiter Vorsitzender des Vereins Grenzland- und Trenckmuseum Waldmünchen e.V., ehe er den Vorsitz übernahm und den Verein bis März 2018 sehr erfolgreich führte. Im November 2001 konnte nach langer Anlaufzeit in Waldmünchen das Grenzland- und Trenckmuseum eröffnet werden. Herr Schröpfer hat sich bei der Errichtung und der Einrichtung des Museums große Verdienste erworben. Zahlreiche Exponate im Museum stammen aus seiner sehr umfangreichen Privatsammlung. Zusammen mit anderen Vereinsmitgliedern hat er über 4000 Exponate zusammengetragen. Es ist ihm beispielsweise gelungen, als besonderes Exponat der Zeitgeschichte einen originalen tschechischen Wachturm aus der Zeit des Kalten Krieges als Außenexponat für das Museum zu bekommen. Von 2001 bis 2018 war Herr Schröpfer auch Leiter des Museums.

Von 1998 bis 2015 war er als Kreisarchivpfleger des Landkreises Cham für die Gemeinden aus dem Gebiet des ehemaligen Landkreises Waldmünchen sowie weitere Gemeinden aus dem ehemaligen Landkreis Roding zuständig. In diesem Amt war Schröpfer Initiator dafür, dass die vormals nur im Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg einsehbaren Matrikelbücher für Waldmünchen auch vor Ort den heimischen Familienforschern zur Verfügung stehen.

Karlheinz Schröpfer engagiert sich bis heute auch in der Pflege der Kontakte zu den Partnerstädten Waldmünchens und verfasste z.B. eine Broschüre über die Entstehung der Städtepartnerstadt mit Marktoberdorf.

Karlheinz Schröpfer hat sich große Verdienste vor allem um die Stadtgeschichte von Waldmünchen und einen Namen für die Spezialthemen „Trenck“ und „Grenze“ erworben. Damit konnte er einen großen Beitrag für die Heimatforschung im deutsch-tschechischen Grenzgebiet leisten.