Petrovice-Schwandorf.  Wieder einmal können die Ermittler im Gemeinsamen Zentrum der deutsch-tschechischen Polizei- und Zollzusammenarbeit am Schwandorfer Weinberg einen großen Erfolg verbuchen. In Zusammenarbeit mit ihren tschechischen Kollegen gelang es, eine Entführung bzw. Geiselnahme, die ihren Ursprung im baden-württembergischen Heidelberg hatte, im tschechischen Rozvadov zu beenden, die Geisel zu befreien und den Täter festzunehmen.

Seit Dezember 2007 bereits existiert die Dienststelle des Gemeinsamen Zentrums der deutsch-tschechischen Polizei- und Zollzusammenarbeit Petrovice-Schwandorf mit einer Arbeitsstelle auf dem Schwandorfer Weinberg zur Betreuung der bayerisch- tschechischen Grenze. Die zweite Arbeitsstelle befindet sich in Petrovice unmittelbar an der sächsisch-tschechischen Grenze südlich von Pirna.

Einst etabliert zum Ausgleich für den Wegfall der Grenzkontrollen, ist das Gemeinsame Zentrum (GZ) im europaweit etablierten Verbund der Gemeinsamen Zentren nicht mehr wegzudenken. Ziel ist es, den Informationsaustausch zwischen den Polizeien und Zollbehörden der Vertragsstaaten, im Fall des GZ Petrovice-Schwandorf die Bundesrepublik Deutschland und die Tschechische Republik, zu verbessern und die Zusammenarbeit der Verfolgungsbehörden zu koordinieren.

So arbeiten in Schwandorf neben Beamten der tschechischen Polizei des Pilsener Bezirks und des tschechischen Zolls auch Polizeibeamte aus Bayern, der Bundespolizei sowie Beamte der Bundeszollverwaltung eng zusammen. Im sog. „Dauerdienst“ sind die Beamten rund um die Uhr täglich erreichbar. Mehr als 14.000 Ermittlungsersuchen aus ganz Deutschland und Tschechien werden in beiden Arbeitsstellen im Schnitt jährlich bearbeitet.

Einer dieser Fälle nahm seinen Ursprung am Freitag, 13.05.2022, in Heidelberg. Der Tatverdächtige geriet am Nachmittag in Streit mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin und ihrem derzeitigen Freund. Unter Androhung des Todes stieß der Tatverdächtige seine ehemalige Lebensgefährtin in sein Fahrzeug und flüchtete. Dabei wurde auch der Freund der Geschädigten vom Fahrzeug mitgeschleift und verletzt.

Auf einen weiteren Geschädigten, der die Flucht verhindern wollte, fuhr der Tatverdächtige mit seinem Pkw zu, so dass sich der Geschädigte nur durch einen Sprung retten konnte. Durch die ermittlungsführende Staatsanwaltschaft Heidelberg wurde ein Strafverfahren u.a. wegen versuchten Mordes und Geiselnahme eingeleitet und ein EU-Haftbefehl  ausgestellt. Entsprechende Fahndungsersuchen wurden durch die Polizei gesteuert und auch an das Gemeinsame Zentrum, Arbeitsstelle Petrovice, geleitet. Im Rahmen der Ermittlungen wurde bekannt, dass sich der Tatverdächtige mit der Geschädigten im Bezirk Pilsen in Tschechien aufhalten soll.

Daraufhin wurde die Sachbearbeitung und weitere Koordinierung der Arbeitsstelle Schwandorf übergeben. Eingeschaltet in die Zusammenarbeit waren auch die Direktion für internationale Polizeizusammenarbeit des Polizeipräsidiums der Tschechischen Republik und die Kollegen aus dem Sachgebiet für internationale Beziehungen Schwandorf der Polizeidirektion Pilsen.

Die gemeinsam mit der tschechischen Polizei angestrengten Ermittlungen und Fahndungsmaßnahmen führten schließlich am Samstag, 14.05.2022, im Laufe des Abends zur Festnahme des Tatverdächtigen in Rozvadov, Lkr. Tachov, unweit der deutschen Landesgrenze bei Waidhaus, und zur Befreiung der Geschädigten. Nach bisherigen Erkenntnissen blieb sie unverletzt. Eingesetzt waren mehrere Streifen der tschechischen Polizei, u.a. ein Diensthundeführer.

Der Pkw des Tatverdächtigen, der zur Entführung der Geschädigten benutzt wurde, konnte versteckt in einem Waldstück durch die tschechischen Kollegen aufgefunden und sichergestellt werden. Nach derzeitigem Stand muss davon ausgegangen werden, dass sich der Tatverdächtige
mit seinem Opfer weiter ins Nicht-EU-Ausland absetzen wollte. Dies konnte durch den schnellen Fahndungserfolg, der durch das Gemeinsame Zentrum Petrovice-Schwandorf koordiniert wurde, verhindert werden.

(Bericht: Gemeinsames Zentrum der deutsch – tschechischen Polizei- und Zollzusammenarbeit / Bild: Symbolbild)