Der noch junge Verein „Rehkitzrettung NEW-WEN e.V.“ beendet eine sehr erfolgreiche zweite Rettungs-Saison: Seit Anfang Mai retteten die ehrenamtlichen Mitglieder 227 Rehkitze und 7 weitere Tiere vor dem sicheren Tod beim Abmähen der Wiesen. Nebenbei grasend die Tierschützer aber auch andere Gebiete ab.

Nach einem witterungsbedingt späten Saisonstart ging es Anfang Mai richtig rund. Bis zu 9 Einsätze an einem Tag bewältigten die ehrenamtlichen Rettungsteams. Vorsitzender Stefan Radies präsentiert stolz die beeindruckende Bilanz:

„Wir haben in den letzten Wochen bei 122 Einsätzen auf 438 Wiesen insgesamt 1013 Hektar abgeflogen! Die ehrenamtlichen Drohnenpiloten, Spotter und Träger waren meist frühmorgens unterwegs, insgesamt kamen so in diesem relativ kurzen Zeitraum 792 Helferstunden zusammen! Alle Helferinnen und Helfer waren hochmotiviert und haben sich über jedes gerettete Tier gefreut“. Diese Zahlen stellen jeweils ungefähr eine Verdreifachung zum Vorjahr dar, als in der ersten aktiven Saison des Vereins 67 Kitze gerettet wurden.

Inzwischen verfügt die Rehkitzrettung über vier vereinseigene Wärmebilddroh- nen-Sets und einige im Privatbesitz der Drohnenpiloten. Auch die Mitgliederzahl des erst 2021 gegründeten Vereins ist mittlerweile auf etwa 150 Personen gestiegen. Dadurch können zu Stoßzeiten – etwa vor einem angekündigten Wetterum- schwung – auch mehrere Einsätze parallel bewältigt werden. Eine Mammutaufgabe auch für die Disposition!

Auch wenn nicht bei jedem Einsatz Kitze gefunden wurden, konnten das Absuchen mit den Drohnen den Landwirten die Sorge vor dem Übermähen von Rehkitzen nehmen. Der Vereinsvorstand betont, dass die Zusammenarbeit mit Land- wirten, Jagdpächtern und allen anderen Beteiligten wunderbar gelaufen sei.

Aber auch abseits von Wiesen ist der Verein aktiv: Um die Rehkitzrettung noch bekannter zu machen, waren Vereinsmitglieder auf dem Eschenbacher Bauern- markt und auf dem BDKJ-Jugendtag am Fahrenberg mit Infoständen und Gewinnspielen vertreten. Und auch die 3. Klasse der Grundschule Pressath verbrachte drei Schulstunden mit der Rehkitzrettung: Bei einer spielerischen Übung als Helfer an der Drohne oder mit Funkgeräten und Rettungskörben unterwegs wurden alle „Kitze“ in der Wiese gefunden und die „Nachwuchs-Kitzretter“ durften sich selbst einen entsprechenden Anstecker basteln. Auch der anschließende Wissens-Rätsel konnten alle lösen und durften sich über einen Gewinn und ein Eis freuen.

Auch in den nächsten Monaten wird der Verein nicht untätig sein. So sind unter anderen weitere Schulungen für Drohnenpiloten, Infoveranstaltungen und die Jahreshauptversammlung geplant. Die Termine, schöne Fotos von den Rettungsaktionen und viele weitere Infos befinden sich auf der Homepage des Vereins www.rehkitzrettung-new-wen.de.

Hintergrund:

Rehkitze kommen im Frühjahr zur Welt. Die ersten Lebenswochen verbringen sie meist gut versteckt in hohem Gras, während die Mütter auf Futtersuche sind. In fast allen Wiesen sind Rehkitze versteckt, insbesondere in der Nähe von Wäldern. Bei Gefahren laufen sie nicht davon, sondern ducken sich instinktiv noch tiefer in die Wiese. Für den Schutz vor Fressfeinden ist das sinnvoll, denn sie verfügen noch über keinen Eigengeruch und werden so meist nicht gefunden. Dieser Instinkt hat aber schreckliche Folgen, wenn die Landwirte dann das erste Mal mit ihren riesigen Maschinen mähen. Die Rehkitze werden übermäht und sind entweder gleich tot oder sie sind schwerverletzt und sterben dann grausam.

Im Gebiet des Landkreises NEW und der Stadt Weiden fallen der Wiesenmahd hunderte Rehkitze in diesem kurzen Zeitraum im Jahr zum Opfer. Bei einer späteren Mahd ab Juli besteht das Problem meist nicht mehr, weil die Rehe dann groß genug sind und selbst flüchten. Um den Tod der Rehkitze zu verhindern, sind Landwirte verpflichtet, ihre Wiesen vor der Mahd absuchen oder andere geeignete Maßnahmen treffen. Obwohl das auch im wirtschaftlichen Interesse der Landwirte ist, da Tierkadaver das Gras als Futtermittel gefährlich verunreinigen, ist die Suche ohne viele Helfer und Drohnen mit Wärmebildkamera nicht effektiv und somit ein nahezu aussichtslosen Unterfangen. Die Wärmebilddrohnen erkennen den Temperaturunterschied der warmen Tierkörper im Vergleich zur kühleren Umgebung.

Auch deshalb finden die Suchaktionen meist in den sehr frühen Morgenstunden statt. Die sogenannten „Spotter“ erkennen die Kitze auf dem Monitor und lotsen die „Träger“ per Funk zu den Tieren. Diese Helfer tragen die Rehkitze aus der Wiese und sichern sie in Körben bis nach dem Mähen.

Im Jahr 2021 gründete sich im Landkreis Neustadt an der Waldnaab und der Stadt Weiden der neue Verein: Als „Rehkitzrettung NEW-WEN e. V.“ fanden sich engagierter Tierschützer, Drohnenpiloten, Jäger, Landwirte und andere Naturfreunde zusammen, um Rehkitze und andere Wildtiere vor einem grausamen Tod zu bewahren. Während andere Vereine mit Mitgliederschwund zu kämpfen haben, scheinen die Initiatoren hier einen Nerv getroffen zu haben, denn der junge Ver- ein zählt bereits etwa 150 Mitglieder, darunter auch Organisationen wie der Maschinenring, der Bauernverband, der Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald, der Landkreis NEW und die Stadt Weiden.

Weitere Infos, Mitgliedsanträge usw. unter www.rehkitzrettung-new-wen.de bzw. info@rehkitzrettung-new-wen.de

Bericht: Rehkitzrettung NEW-WEN e.V.