Auch in ihrem 41. Jahr bleibt die Regensburger Stummfilmwoche ihrer Tradition treu – in der sommerlichen Ferienzeit zeigen die Macherinnen und Macher ein Programm, in dem bekannte Meisterwerke des frühen Kinos mit unbekannten Perlen und Live-Musik kombiniert sind. Die Vorstellungen finden bei schönem Wetter im eleganten Arkadenhof des Thon-Dittmer-Palais statt, bei schlechtem wird in den Leeren Beutel ausgewichen. Drei der sechs Vorstellungen sind Werke, die noch nie auf der Stummfilmwoche zu sehen waren.

Aber zum Auftakt am 15. August gibt es gleich den wohl berühmtesten Stummfilm: METROPOLIS von Fritz Lang in der rekonstruierten Urfassung. Für dieses düstere Zukunftsmärchen tun sich die Regensburger Multiinstrumentalisten Rainer J. Hofmann und Bertl Wenzl zusammen. Mit IT – DAS GEWISSE ETWAS kommt am 16. August eine freche amerikanische Komödie auf die Leinwand, mit der Musik von Maud Nelissen und Daphne Balvers (Piano und Saxophon). Und in der Einführung erzählen Karola Gramann und Heide Schlüpmann von der Kinothek Asta Nielsen, warum dies die Geburt des IT-Girls wurde. Am 17. August wird es avantgardistisch: Die Zuschauerinnen und Zuschauer folgen dem MANN MIT DER KAMERA auf Hausdächer und unter Bahngleise, in Fabrikhallen und Schlafzimmer für ungewöhnliche Ein- und Ausblicke auf quirlige Städte, rhythmisch vorangetrieben vom Aljoscha-Zimmermann-Ensemble (Piano und Violine).

Als Titel weltbekannt, aber noch nie bei der Stummfilmwoche zu sehen: DER GLÖCKNER VON NOTRE DAME mit Lon Chaney. Vsevolod Pozdejev (Piano) charakterisiert am 18. August mit seiner Musik die Hauptfiguren Esmeralda, Quasimodo und die Kathedrale. Ebenfalls eine Premiere: IM WESTEN NICHTS NEUES in der Stummfilmversion von 1930 – für viele noch eindrücklicher als die Neuverfilmung und mit Live-Musik von Martin Rohrmeier (Piano) ein einmaliges Erlebnis am 19. August. Zum Abschluss am 20. August zeigt die Stummfilmwoche DIE LIEBE DER JEANNE NEY, ein wenig bekanntes Meisterwerk von G.W. Pabst, schon lange ein Lieblingsfilm des Aljoscha-Zimmermann-Ensembles. Nebendarstellerin Brigitte Helm kommt bestimmt einigen bekannt vor – sie war gleich im ersten Film der Reihe zu sehen, sie ist der Roboter aus Metropolis.

Begleitend läuft vor jeder Vorstellung in der Säulenhalle Das frühe Kino lebt! 40 Jahre Stummfilmwoche in Regensburg. Eine Dokumentation von Gabrielle Pinkert, die die letzten beiden Jahre hinter die Kulissen des Festivals geblickt hat. Das 40. Jubiläum brachte auch eine angenehme Überraschung – das renommierte „Stummfilm Magazin“ hat die Regensburger Stummfilmwoche mit dem Deutschen Stummfilmpreis 2022 ausgezeichnet, der damit erstmals an ein Festival ging.

Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der Stadt Regensburg. Eine Veranstaltung im Rahmen des städtischen Jahresthemas „Höhenflug“.

Ein Stummfilmabend mehr ist als Kino oder Konzert. Jede Vorstellung wird von hochkarätigen Musikern live begleitet, die eigens für diesen Anlass neue Partituren schaffen. Die aktuelle Musik erweckt die Bilder aus den Zwanzigern zu frischem Leben und macht die Live-Vorstellung noch heute zu einem Erlebnis für Auge UND Ohr

Termine der 41. Regensburger Stummfilmwoche

  1. bis 20. August 2023

www.stummfilmwoche.de

Open-Air im Arkadenhof des Thon-Dittmer-Palais, Haidplatz 8. Bei schlechtem Wetter im Saal des Leeren Beutel, Bertoldstr. 9.

Kartenvorverkauf: über www.stummfilmwoche.de oder an der Kasse Filmgalerie im Leeren Beutel (zu Vorführungszeiten, ohne VVK-Gebühr). 13 Euro regulär, 11 Euro ermäßigt.

Bei schönem Wetter noch sehr viele Karten an der Abendkasse.

Dienstag, 15. August

Metropolis

Fritz Lang, Deutschland 1927/ 2010, rekonstruierte Urfassung, 35mm

Live-Musik: Rainer Hofmann + Bertl Wenzl (Multiinstrumentalisten)

Dieses expressionistische Zukunftsmärchen ist Legende geworden – wegen den beein­druckenden Stadträumen, der größenwahnsinnigen Vision und düsteren Parabel auf die Verhältnisse im damaligen Deutschland. Die Privilegierten der Stadt amüsieren sich auf Kosten der geknechteten Arbeiterschaft, bis die Liebe und der Roboter Maria die Klassenverhältnisse ins Wanken bringen. „Metropolis“ wurde als erster Film in das UNESCO-Welt­dokumentenerbe aufgenommen – so gibt es „Welterbe im Welterbe“.

Mittwoch, 16. August

IT – Das gewisse Etwas

Clarence Badger, USA 1927, englische Zwischentitel, 35mm

Live-Musik: Maud Nelissen + Daphne Balvers (Piano + Soprano Saxophone)

mit einer Einführung von Karola Gramann und Prof. Dr. Heide Schlüpmann (Kinothek Asta Nielsen)

Clara Bow war keck, selbstbestimmt, flirtend – mit ihr in diesem Film wurde das „It-Girl“ geboren. Die 1920er brachten für viele Frauen eine Befreiung: kurze Haare, kurze Röcke, aber kein Korsett mehr, befreit tanzten, öffentlich rauchen, eigenes Geld verdienen. Diese charmante US-Komödie spielt mit genau dem. Zwei wohlhabende New Yorker lesen von Frauen, die „das gewisse Etwas“ haben. Sie gehen gleich auf die Suche, eine der vielen muss doch IT haben…

Donnerstag, 17. August

Der Mann mit der Kamera

Dziga Vertov, UkrSSR1929, 35mm

Live-Musik: Aljoscha-Zimmermann-Ensemble (Geige + Piano)

Dziga Vertov gilt als einer der spannendsten Regisseure der gesamten Kinogeschichte. Er zeigt uns, wie er arbeitet: Folgen wir ihm und seiner Kamera auf Hausdächer und unter Bahngleise, in Fabrikhallen und Schlafzimmer für sehr ungewöhnliche Ein- und Ausblicke auf quirlige Städte. Wichtig ist dem Kameramann hier vor allem die graphi­sche Form und wie sich die Bilder so aneinanderreihen lassen, dass Rhythmus und Rasanz entsteht. Zwischentitel sind unnötig.

Freitag, 18. August

Der Glöckner von Notre Dame

Worsley, USA 1923, englische Zwischentitel, digital

Live-Musik: Vsevolod Pozdejev (Piano)

Zur berühmten Geschichte, die in diesem Monumentalfilm erzählt wird, genügen Stichworte: der missgestaltete Quasimodo verliebt sich aus der Ferne in die schöne Esmeralda, für die sich auch andere Männer interessieren. Der Glöckner versucht, sie vor Intrigen und dem Mob der Straße zu beschützen. Trotz dieser ersten extremen Maskierung von Lon Chaney spielt die Kathedrale die eigentliche Hauptrolle.

Samstag, 19. August

Im Westen nichts Neues

Lewis Milestone, USA 1930, dt. Zwischentitel, digital

Live-Musik: Martin Rohrmeier (Piano)

Dieser Klassiker des US-Kinos ist entstanden am Übergang zur Tonfilmzeit und liegt so in zwei Originalversionen vor. Die Handlung ist v.a. durch die erfolgreiche deutsche Neuverfilmung 2022 wieder ins Bewusstsein der Kinogänger:innen gerückt. Die Erst­fassung entstand nur zwei Jahre nach Erscheinen des pazifistischen Romans von Remarque, selbst Soldat im Ersten Weltkrieg. Er folgt einer Schulklasse, die mit Eupho­rie in den Krieg zieht. Niemand wird die Szene mit dem Schmetterling vergessen können.

Sonntag, 20. August

Die Liebe der Jeanne Ney

Georg Wilhelm Pabst, Deutschland 1927, dt. Zwischentitel, digital

Live-Musik: Aljoscha-Zimmermann-Ensemble (Geige + Piano)

Am Ende der Russischen Revolution wird ein Liebespaar auf der Krim auseinander­gerissen – in Paris finden sie sich wieder. Aber die politischen Verstrickungen holen sie ein. Dieser meisterhaft fotografierte Film zeigt, dass G.W. Pabst einer der großen Regisseure seiner Zeit ist. Und auch hier wird sein Talent spürbar, starke weibliche Hauptfiguren zu inszenieren. Eine unbekannte Perle des Weimarer Kinos.

jeden Abend 19:00 bis 20:30 Uhr

Das frühe Kino lebt! 40 Jahre Stummfilmwoche in Regensburg. Eine Dokumentation

Ort: Säulenhalle des Thon-Dittmer-Palais

Eintritt frei, Film läuft in Dauerschleife

D 2021/2022, Gabrielle Pinkert, ca. 45 Minuten

Die Kulturjournalistin Gabrielle Pinkert hat die Monate der Vorbereitung der Stummfilmwoche 2021 mit ihrer Kamera begleitet, während des Festivals 2022 hinter die Kulissen geblickt und Atmosphäre eingefangen. Wir erfahren Hintergründe zu den ehrenamtlich organisierten Filmkonzerten – und quasi „nebenbei“, was für ein außergewöhnlich aktiver und attraktiver Kinostandort Regensburg ist.

Herzlich willkommen zur 41. Regensburger Stummfilmwoche

Stummfilme mit Live-Musik

 15. bis 20. August 2023

Ort: Arkadenhof des Thon-Dittmer-Palais (Haidplatz 8), bei Regen im Leeren Beutel (Bertoldstraße 9)

Beginn jeweils 20:30 Uhr, Einlass ab 19:30 Uhr

www.stummfilmwoche.de

Dienstag, 15. August

Metropolis

Live-Musik: Rainer Hofmann + Bertl Wenzl (Multiinstrumentalisten)

Mittwoch, 16. August

Das erste IT-Girl: IT – Das gewisse Etwas

Live-Musik: Maud Nelissen + Daphne Balvers (Piano + Soprano Saxophone)

mit einer Einführung von Karola Gramann und Prof. Dr. Heide Schlüpmann (Kinothek Asta Nielsen)

Donnerstag, 17. August

Der Mann mit der Kamera

Live-Musik: Aljoscha-Zimmermann-Ensemble (Geige + Piano)

Freitag, 18. August

Der Glöckner von Notre Dame

Live-Musik: Vsevolod Pozdejev (Piano)

Samstag, 19. August

Im Westen nichts Neues

Live-Musik: Martin Rohrmeier (Piano)

Sonntag, 20. August

Die Liebe der Jeanne Ney

Live-Musik: Aljoscha-Zimmermann-Ensemble (Geige + Piano)

jeden Abend 19:00 bis 20:30 Uhr

Das frühe Kino lebt! 40 Jahre Stummfilmwoche in Regensburg. Eine Dokumentation

Ort: Säulenhalle des Thon-Dittmer-Palais

Eintritt frei, Film läuft in Dauerschleife

Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der Stadt Regensburg. Eine Veranstaltung im Rahmen des städtischen Jahresthemas „Höhenflug“.

Veranstalter: Arbeitskreis Film Regensburg e.V.

Telefon: 0941 – 298 4563

E-Mail: info@filmgalerie.de

www.stummfilmwoche.de

Bericht: Arbeitskreis Film Regensburg e.V.