Regensburg. Die Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) hat sich im Landkreis Regensburg in den letzten zehn Jahren als niederschwellige und zugleich intensivste Form der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule fest etabliert. JaS ist mittlerweile mit 35 Fachkräften an 28 Schulen im Landkreis Regensburg vertreten. Seit den Anfangsjahren wird das Unterstützungsangebot gut angenommen.
Ein Trend, der sich im vergangenen Jahr fortgesetzt hat: So erhielten 2019 beinahe ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler, konkret 1984 Mädchen und Buben, individuelle Hilfe durch JaS-Fachkräfte. Stolze 90 Prozent der jungen Menschen gaben an, dass sich ihre Problemlagen durch das Angebot der JaS verbessert hätten. Für Landrätin Tanja Schweiger bestätigt die Jahresbilanz 2019 die engagierte Arbeit des gesamten JaS-Teams: „Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, sich zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten zu entwickeln und ihnen Hilfen anzubieten, wo es nötig ist – davon profitiert unsere gesamte Gesellschaft.“
Verlässliche Anlaufstelle an der Schule
Es kann viele Anlässe geben, die im Lauf eines SchülerInnenlebens als herausfordernd – auch für dessen Umfeld – empfunden werden. Häufig leiden die jungen Menschen an persönlichen Belastungen wie familiären, psychischen und/oder gesundheitlichen Problemen oder Konflikten. Da sich diese Umstände oft durch Auffälligkeiten ausdrücken, betreiben die JaS-Fachkräfte gemeinsam mit den Familien Ursachenforschung und entwickeln Strategien, damit eine Besserung der Problemlage eintritt.
Eltern und Lehrkräfte schätzen die Arbeit von JaS und bewerteten die erzielten Ergebnisse in einer Umfrage von 2019 überwiegend positiv. In 27 Prozent aller Einzelfälle konnten die bestehenden Schwierigkeiten sogar gänzlich gelöst werden. „Das positive Zusammenspiel zwischen den Verantwortlichen in Schulen, mit Netzwerkpartnern und unserem JaS-Team trägt maßgeblich dazu bei, dass Kinder und Jugendliche während ihrer Schulzeit eine verlässliche Anlaufstelle an ihrer Schule haben“, ist Landrätin Tanja Schweiger überzeugt.
Freiwilligkeit als oberstes Prinzip
Die Statistik 2019 zeigt, wie wichtig eine funktionierende Kooperation zwischen Schule und JaS-Fachkraft ist, um Kinder und Jugendliche aufzufangen, denen es aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich ist, direkt nach Unterstützung zu fragen. Demzufolge wurden in 43 Prozent der Einzelfälle die JaS-Fachkräfte durch Vermittlung seitens der Lehrkräfte auf Schülerinnen und Schüler mit Unterstützungsbedarf aufmerksam. In immerhin 37 Prozent der Fälle suchten die Kinder und Jugendlichen eigenständig den Kontakt zu JaS.
Janine Driessen vom Kreisjugendamt, Teamleiterin aller JaS-Fachkräfte, nennt als häufigste Gründe persönliche Belastungen wie Trennung der Eltern, Depression oder Konflikte mit Mitschülerinnen und Mitschülern. Bei der Problemlösung spiele die Zusammenarbeit mit den Eltern eine große Rolle. Als eine der wichtigsten Prinzipien von JaS nennt Driessen die Freiwilligkeit. Denn nur, wenn alle gemeinsam an den zuvor festgelegten individuellen Zielen arbeiten und diese aus eigener Motivation heraus erreichen wollen, könnten Erfolge erzielt werden. Wer dabei auf Ressourcen zurückgreifen könne, was Problemeinsicht, Motivation oder Veränderungsbereitschaft angehe, sei im Vorteil.
263 Projekte erreichten 10.000 Kinder und Jugendliche
Um diese Ressourcen entwickeln zu können und später zu stärken und zu fördern, ist für die Jugendsozialarbeit an Schulen neben der Einzelfallarbeit auch die Prävention durch Projektarbeit von großer Bedeutung. Im Jahr 2019 führten die 35 JaS-Fachkräfte an 28 Schulen insgesamt 263 Projekte unter anderem zu den Themenschwerpunkten Sozial- und Medienkompetenzen, Konfliktlösungsstrategien, sinnvolle Freizeitbeschäftigung und Mitbestimmung durch. Dabei konnten mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler erreicht werden. JaS-Teamleiterin Driessen: „Auf diesem Wege gelingt es ganz nebenbei, unbeschwert mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu treten.“ Fast die Hälfte aller Projekte fanden in enger Kooperation mit einer Lehrkraft statt. Als sehr effektiv habe sich laut Driessen erwiesen, wenn die eintrainierten Strategien auch im alltäglichen Schulleben immer wieder aufgegriffen und umgesetzt werden. Um diesen Effekt auch auf das familiäre Umfeld ausweiten zu können, habe man Projekte mit Elternabenden ergänzt, an denen knapp 500 Erwachsene teilnahmen.
Ausblick: Schulschließungen werden Folgen haben
Die Fortsetzung der erfolgreichen Jugendarbeit aus dem Jahr 2019 wurde Mitte März durch Corona ausgebremst. Jugendamtsleiter Werner Kuhn: „Da JaS von der Niederschwelligkeit an den Schulen lebt, wo sich die Schülerinnen und Schüler täglich aufhalten, konnte deren Arbeit zu Zeiten der kompletten Schulschließungen, aber auch nach der teilweisen Wiederaufnahme des Unterrichts in abgespeckter Form leider nicht wie gewohnt fortgeführt werden – trotz Bemühens nach alternativen Zugangswegen wie digitalen Medien, Telefon- oder ‚Gartenzaun‘-Gesprächen.“. Es werde daher Aufgabe der Jugendhife sein zu eruieren, welche langfristigen Nachwehen Corona und die geringere Reichweite von JaS auf die persönlichen Lebens- und Problemlagen der Familien und insbesondere der Kinder haben werde und wie man darauf reagieren könne.
Fest steht für alle an der Jugendsozialarbeit an Schulen im Landkreis Beteiligten, dass durch frühzeitige Interventions- und Präventionsangebote negative Entwicklungsverläufe unterbrochen und verhindert werden können. Teamleiterin Driessen: „Durch unsere ständige Präsenz an den Schulen können wir Kindern und ihren Familien rechtzeitig die individuelle Unterstützung anbieten.“ Aufgrund der positiven Bilanz überrascht es nicht, dass viele weitere (Grund-)Schulen im Landkreis bereits ihr Interesse angemeldet haben, auch an ihrer Schule eine JaS-Stelle zu installieren. Allerdings können laut Bayerischer Staatsregierung Finanzbedarfe für den weiteren JaS-Ausbau erst wieder im Rahmen der Haushaltsaufstellung für die Jahre 2021/2022 angemeldet werden; die Mittel für 2019/2020 sind bereits ausgeschöpft. Positiv ist jedoch, dass die Fördervoraussetzungen für die neue Förderperiode herabgesetzt werden sollen. Damit könnten ab Inkrafttreten der neuen Förderrichtlinien weitere (Grund-)Schulen im Landkreis von dem JaS-Angebot profitieren.
Entwicklung der Jugendsozialarbeit an Schulen im Landkreis: Seit dem Schuljahr 2009/2010 gibt es im Landkreis Regensburg Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS). Im September 2009 gab es zwölf JaS-Fachkräfte in Voll- beziehungsweise Teilzeit an folgenden Schulen: An zwei Sonderpädagogischen Förderzentren (SFZ), am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Regensburger Land (BSZ) sowie an acht Mittelschulen. Stand Juli 2020 hat der Landkreis 35 Fachkräfte an 28 Schulen im Einsatz. JaS gibt es derzeit an allen elf Mittelschulen, drei Sonderpädagogischen Förderzentren, an drei Realschulen in Neutraubling, Obertraubling und Regenstauf, am BSZ sowie an zehn Grundschulen.
Kontakt: Janine Driessen (JaS-Teamleitung), Landratsamt Regensburg, Altmühlstraße 3, 93059 Regensburg, Telefon 0941 4009-222, E-Mail: jugendsozialarbeit@Ira-regensburg.de
Bericht und Bild des Landratsamtes Regensburg