Dazu wurde jedem Patienten unmittelbar nach Vorstellung in der Notaufnahme Blut zur Untersuchung abgenommen. „Mittels der Blutuntersuchung wollen wir in Zukunft den behandelnden Ärzten eine Hilfestellung bei der Klassifizierung der Schwere der Erkrankung geben und eine mögliche stationär-medizinische Versorgung somit beschleunigen“, erklärt Dr. Julian Mustroph, Studiensprecher und Assistenzarzt der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR. Die Mediziner untersuchten dabei gezielt alle Patienten mit einem Atemwegsinfekt, unabhängig davon, ob ein nachfolgender PCR-Test eine Coronavirus-Erkrankung bestätigt hat oder nicht. So konnte neben den tatsächlichen COVID-19-Fällen eine Kontrollgruppe mit anderen viralen oder bakteriellen Atemwegsinfekten erstellt werden.
Nach der Blutabnahme wurde die Ribonukleinsäure (RNA) des Peptidhormons Adrenomedullin aus dem Vollblut isoliert. Adrenomedullin wirkt gefäßerweiternd, als Stabilisator für die Durchlässigkeit der Gefäßmembran und wird darüber hinaus als ein wichtiger Indikator im Rahmen einer Blutvergiftung (Sepsis) diskutiert.
„Bei der Auswertung ließ sich auf den ersten Blick bei der Untersuchung mittels eines klassischen Risikoscores für klinische Verschlechterung kein Unterschied zwischen der COVID-19-Gruppe und den Patienten mit anderen Atemwegsinfekten feststellen”, sagt Dr. Mustroph. Im weiteren Verlauf mussten sechs Patienten der COVID-Gruppe intensivmedizinisch betreut werden, vier davon mit künstlicher Beatmung. „Was wir feststellen konnten, war, dass die Expression der RNA von Adrenomedullin bei den COVID-19-Patienten im Vergleich zur Gruppe mit anderen Atemwegsinfekten erhöht war“, ergänzt Dr. Julian Hupf aus der Interdisziplinären Notaufnahme. Ähnlich fällt das Ergebnis aus, wenn man die Gruppe der COVID-19-Erkrankten in eine Gruppe mit ernsthaftem und mildem Verlauf aufteilt. „Hier konnten wir erkennen, dass Adrenomedullin bei den Patienten, die intensivmedizinisch betreut wurden, im Vergleich zu Patienten mit milden Verläufen deutlich erhöht war“, so Dr. Hupf.