In diesem Jahr wurden bereits 535 Erkrankungen an der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) an das Robert Koch Institut übermittelt (Stand: 07.09.2020). Das sind 14% mehr Erkrankungsfälle als die 468 beobachteten Fälle im Vergleichszeitraum des Jahres 2018, dem Jahr mit der bislang höchsten Fallzahl (insg. 583 Fälle).
Wie in den Vorjahren treten die meisten Fälle in Baden-Württemberg (270) und Bayern (207) auf, derzeit 89% der übermittelten Fälle mit Exposition in Deutschland. Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr ist in Baden-Württemberg deutlicher als in Bayern. Kreise mit besonders hoher Fallzahl (≥10 Fälle, insg. 204 Fälle) sind in Baden-Württemberg die Landkreise Calw, Freudenstadt, Ortenaukreis, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, Sigmaringen und Zollernalbkreis als auch der Stadtkreis Stuttgart, sowie in Bayern die Landkreise Nürnberger Land, Traunstein, Schwandorf und der Stadtkreis Nürnberg.
Es gibt eine Reihe von möglichen Ursachen für diese Entwicklung. Bedingt durch die empfohlenen Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19, verbringen die Menschen möglicherweise Ihre Freizeit häufiger im Freien und haben somit ein erhöhtes Expositionsrisiko. Auch werden im Jahr 2020 an Orten, die regelmäßig beprobt werden, hohe Zahlen von Zecken beobachtet.
Insbesondere die Anzahl der Erwachsenen-Stadien der Zecken ist in diesem Jahr ungewöhnlich hoch. Dieses Zeckenstadium weist eine höhere Virusträgerrate auf als das Nymphenstadium. So ist davon auszugehen, dass in dieser Zeckensaison in den bekannten FSME-Risikogebieten auch die Wahrscheinlichkeit erhöht ist, von einer infizierten Zecke gestochen zu werden.
Der beste Schutz vor einer FSME-Infektion ist die Impfung. Die große Mehrzahl der übermittelten FSME-Fälle mit bewertbarem Impfstatus war nicht oder unzureichend geimpft (99%). Daher sollten Personen, die in FSME-Risikogebieten leben oder dort Urlaub planen, einen ausreichenden Impfschutz anstreben. Bei geplanten Aufenthalten in Risikogebieten ist es sinnvoll, eine ausstehende Grundimmunisierung bereits im Herbst zu beginnen, damit alle drei notwendigen Dosen vor der Zeckensaison verabreicht werden können. Bei aktueller (wiederkehrender oder dauerhafter) Zeckenexposition in Risikogebieten und fehlender Grundimmunisierung oder ausstehenden Impfdosen sollte zeitnah geimpft werden.
Die FSME-Impfung schützt nicht vor anderen Erkrankungen, die von Zecken übertragen werden können, wie z.B. die Borreliose, die überall in Deutschland vorkommt. Daher sollten bei möglicher Zeckenexposition immer auch Schutzmaßnahmen angewendet werden, wie das Tragen heller, geschlossener Kleidung, das Vermeiden von Unterholz und hohen Gräsern und das Verbleiben auf festen Wegen. Repellents schützen nur begrenzt über einige Stunden. Bei Zeckenbefall sollte die Zecke immer umgehend entfernt und die Wunde möglichst desinfiziert werden.
Weitere Informationen zu FSME, z.B. zu den ausgewiesenen Risikogebieten oder zur FSME-Impfung finden Sie auf den Internetseiten des RKI: www.rki.de/fsme
Bericht: Robert Koch-Institut
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