Floß. „Es ist Zeit zu handeln, wir wollen mit mutigen Schritten und Taten unseren Markt fit für die Zukunft machen“ – dies ist die Zusammenfassung des vierten und des vor der Wahl vorerst letzten „Vor Ort“-Gesprächs des Flosser CSU-Bürgermeisterkandidaten Armin Betz, des CSU-Ortsverbandes und der Gemeinderatskandidaten, das am Sonntagnachmittag unter dem Motto „Sanierung Schritt für Schritt“ stand. Und einmal mehr wurde dabei deutlich, dass die am Wochenende von einer mit konkurrierenden Partei als „Bremsmotor“ titulierten Christ-Sozialen für ihre Gemeinde mächtig Gas geben, finanzierbare Visionen haben und statt Worten und Floskeln konkrete Ansätze und Ideen besitzen.
„Die nächsten sechs Jahre sind von zentraler Bedeutung für Floß. Ruhen wir uns auf dem Erreichten aus und läuten damit den Rückschritt ein, oder gestalten wir aktiv und nachhaltig unseren Ort? Wir haben klare und konkrete Vorstellungen, die zudem aufgrund der vielfältigen Fördermöglichkeiten auch mach- und vor allem leistbar sind, und die wir für alle Bürgerinnen und Bürger transparent angehen wollen“, unterstrichen Betz und Fraktionssprecher Harald Gollwitzer vor den rund 70 Teilnehmern des zweistündigen Spaziergangs durch den Flosser Ortskern.
„Wir sind einer negativen demografischen Entwicklung ausgesetzt und müssen unsere Infrastruktur entsprechend anpassen, wenn wir unseren Markt für die nächsten 30 bis 40 Jahre erfolgreich entwickeln möchten“, sagte der Bürgermeisterkandidat. Verschiedene Stadtplaner hätten in vielen Gesprächen erklärt, dass Investitionen in Infrastrukturen am Ortsrand künftig nicht mehr zu finanzieren seien. Stattdessen müssten sich die Kommunen im ländlichen Raum in den nächsten Jahren darauf konzentrieren, ihr Herz, nämlich die Ortskerne, für die Einwohner zu beleben, attraktiv zu gestalten und dort ihre Investitionen tätigen.
„Und dafür gibt es viele Förderprogramme, die nur abgerufen werden müssen – wenn man das will“, so Betz. Floß kann davon besonders profitieren. Der Markt hat sich mit einem Selbstbindungsbeschluss dem Grundsatz unterworfen: „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“. Damit werden kommunale Baumaßnahmen nicht nur mit 60 Prozent Städtebaufördermittel gefördert, sondern erhalten nochmals einen Aufschlag von 20 Prozent auf eine 80-prozentige Förderung.
Ein Paradebeispiel dafür sei die am Donnerstag im Haupt- und Finanzausschuss beantragte Umwandlung des gemeindlichen Anwesens in der Püchersreuther Straße in eine Wohn- und Gewerbeimmobilie mit Tagespflege. Einen ebenso enormen und langfristigen Mehrwert und das dazu mit einem einzigartigen und in andere Kommunen transportierbaren Modellprojekt, sieht die Flosser CSU in der Idee von Armin Betz, mit dem sogenannten IT-„Brustkasten“, der im jetzigen Feuerwehrhaus entstehen kann.
Sie setzt dabei auf die Gewinnung von zukunftsträchtigen Arbeitsplätzen für Firmen, die sich mit der Digitalisierung und mit künstlicher Intelligenz beschäftigen. Digitale Berufe bieten ein enormes Potential. „Durch dieses Modellprojekt mit Büro- und Laborräumen bietet sich für unseren Markt einen einzigartige Chance, die wir nutzen sollten“, so Betz. Die Gespräche mit den entsprechenden Stellen seien schon sehr weit fortgeschritten.
Die Vertreter eines möglichen Projektpartners, der ortsansässigen Firma „Maxsyma“, Geschäftsführer Dipl.Ing. Andreas Ermer und Prof. Dr. Stefan Schönig, sicherten zu, den „Brutkasten“, für den die Gemeinde lediglich die Infrastruktur zur Verfügung stellt, zu unterstützen. Sie gaben einen Einblick in ihre Visionen. Drei Firmen könnten angesiedelt werden, ebenso drei Labore geschaffen werden. „So ein Projekt ist wichtig, damit junge Leute in der Region bleiben.“
Es würden ein Partnernetzwerk aufgebaut und Gründerstipendien für Start Up-Unternehmen angezapft. Und zudem eng mit der Forschung und Technik der benachbarten Hochschulen kooperiert. Die Folgen für Floß seien ungemein positiv, es entstehe ein attraktiver Wirtschaftsstandort. Junge Menschen könnten nach dem Studium in der Region bleiben und in Floß mit ihrer Firma und Familie sesshaft werden.
Am Marktplatz, einem laut Betz für die „Gemeinde ebenso erfolgreichen Modellprojekt“, gingen er und Gollwitzer nochmals auf die Zukunft des Sportbetriebsgebäudes bei der Mehrzweckhalle ein. Und sie machten wiederum deutlich, dass eine Sanierung mit einem geschätzten Volumen von sieben bis acht Millionen Euro für beide Gebäudeteile aus jetziger Sicht finanziell nicht zu schultern sei und den Grundsätzen der Ortsentwicklung entgegenstehe. „Singuläre Lösungen werden uns nicht weiter bringen, weshalb wir nach wie vor für ein Gesamtkonzept werben“, sagte Betz.
Er meinte damit perspektivisch eine Ansiedelung der Schützen und Kegler im Bereich der Ortsmitte und ein Bürgerzentrum in dem dann ebenfalls die Bücherei, öffentliche Toilettenanlagen und ein Café untergebracht seien. Wegen der dafür benötigten Parkplätze, so Gollwitzer, seien Ideen, wie zum Beispiel eine Tiefgarage, gefragt. Der Fraktionssprecher erklärte erneut, dass die Sanierung des Sportbetriebsgebäudes lediglich mit zehn bis 15 Prozent gefördert werden würde, Investitionen im Ortskern aber mit 80 bis 90 Prozent.
„Mit dem gleichen Geldeinsatz für ein marodes Gebäude draußen, für das in den letzten Jahren nicht einmal der Unterhalt seitens der Gemeinde zu bestreiten war, bekommen wir in der Mitte etwas Hochmodernes, zeitgemäßes und zukunftsträchtiges“, so der Fraktionssprecher. Dafür, so Betz, sollten die Beratungen und Planungen baldmöglich in Angriff genommen werden, denn damit einhergehend würde auch die Frage in Bezug auf die Parkplatzsituation gelöst werden müssen. Ohne entsprechende Parkplätze würde auch ein solches Projekt keine Genehmigung erfahren.
Moderner, barrierefrei und übersichtlicher sollen die Zuwege und die Wege in der Freizeitanlage „Mühlpaint“, gestaltet werden. Außerdem soll der Bach, auch vor dem Hintergrund des Hochwasserschutzes, geöffnet und zugänglich gestaltet werden. „Wir wollen einen noch höheren Freizweitwert für unsere Mühlpaint als Park und Naherholungsraum“, sagte Betz. Dazu soll dort auch die Infrastruktur für mögliche Feste von Vereinen im Einvernehmen mit den Anwohnern verbessert werden.
Abschließend ging die CSU am Schulhaus auf den aktuellen Stand der „nimmer enden wollenden Geschichte voller Irrtümer“ ein – einem unnötig zum Politikum gemachten Projekt, in dem von Anfang an „der Wurm drin gewesen sei“, und bei dem „falsches Zahlenmaterial vorgegaukelt“ worden sei, um eine Sanierung günstiger erscheinen zu lassen, als einen Neubau. Gollwitzer erklärte, wie es von den 2014 kalkulierten Kosten von 2,3 Millionen Euro auf die Ende 2018 geschätzten rund 5,7 Millionen Euro gekommen sei und wieso bislang 500.000 Euro an Planungskosten ausgegeben worden seien, ohne das es ein greifbares Ergebnis geben würde.
Inzwischen, so ebenso die letzten vorgelegten Berechnungen, sei ein Neubau wirtschaftlicher als die anvisierte Sanierung. „Wir wissen bis heute nicht, wie es damit weitergehen soll“, sagte Gollwitzer. Erst muss das neue Zahlenwerk der Architekten abgewartet werden. „Für uns ist und war ein Neubau der bessere Weg“, so der Fraktionssprecher, dessen Partei dabei nicht der „Bremsmotor“ gewesen sei. „Unter unserer Regie wären keine sechs Jahre ohne Resultat vergangen, sondern würde die Schule schon längst stehen“.
Bericht und Bild von Stephan Landgraf