Eigentlich war alles geplant: 25 Jahre Universitäres Transplantationszentrum Regensburg – ein großer Festakt mit Besuch des Bayerischen Wissenschaftsministers, Patienten, Angehörigen, vielen Gästen und herzlichem Dank an all jene, die sich in der Transplantationsmedizin und für die Organspende engagieren. Angesichts der Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie muss das Fest verschoben werden – jedoch nicht der Dank.
„Wir blicken auf 25 Jahre erfolgreiche Transplantationsmedizin am Universitätsklinikum Regensburg. Viel haben wir erreicht, vielen Menschen konnten wir helfen. Und doch bleibt es eine große Herausforderung, all jenen zu helfen, die nur mit einer Organ- oder Stammzelltransplantation weiterleben können“, resümiert Professor Dr. Bernhard Banas, Leiter des Universitären Transplantationszentrums Regensburg sowie Leiter der Abteilung für Nephrologie des UKR.
Das Transplantationszentrum am UKR ist spezialisiert auf Stammzellübertragungen und auf die Verpflanzung aller Organe mit Ausnahme von Lungen. Insgesamt wurden am UKR in den vergangenen 25 Jahren über 900 Lebern, fast 1.300 Nieren, 271 Herzen und 98 Bauchspeicheldrüsen transplantiert und bei über 3.200 Patienten Stammzelltransplantationen vorgenommen. Dabei hat sich die Transplantationsmedizin im Lauf der Jahre stets weiterentwickelt und in enger Interaktion mit der Forschung am UKR große Fortschritte erfahren. Regensburger Patienten haben den Vorteil, dass die Transplantationsmedizin einer der erklärten Forschungsschwerpunkte der Fakultät für Medizin ist: Von der Grundlagenforschung bis hin zu klinischen Studien wird alles getan, um das Überleben und die Lebensqualität nach Transplantation kontinuierlich zu verbessern.
Interdisziplinäres Arbeiten für die Gesundheit der Patienten
Egal, ob Lebendspende, postmortale Organtransplantation oder Stammzelltransplantation – die Transplantationsmedizin ist bis heute ein hochspezialisierter Bereich der Medizin, der viel Erfahrung und Wissen erfordert. Das Universitäre Transplantationszentrum Regensburg vereint allein als Kernteam neun medizinische Fachrichtungen, die in Diagnose, Therapie und Nachsorge eng zusammenarbeiten: Die Kliniken und Polikliniken für Chirurgie, für Innere Medizin I, für Innere Medizin II, für Innere Medizin III, für Kinder- und Jugendmedizin, für Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie, die Klinik für Anästhesiologie, die Abteilung für Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation und die Abteilung für Nephrologie. Viele weitere Kliniken, Institute und Abteilungen des UKR sind ebenfalls mit eingebunden.
„Im vergangenen Vierteljahrhundert entwickelte sich die Transplantationsmedizin zu einem medizinischen und Forschungsschwerpunkt am UKR. Sukzessive wurde das Transplantationszentrum durch seine klinische und wissenschaftliche Leistungsfähigkeit zu einem überregional sichtbaren, geschätzten und modernen Standort für Organ- und Stammzelltransplantationen“, so Professor Dr. Oliver Kölbl, Ärztlicher Direktor des UKR. Im Bereich der Organtransplantation von Herz, Niere, Leber und Bauchspeicheldrüse sowie der Stammzelltransplantation bei Erwachsenen und Kindern stellt das Transplantationszentrum des UKR die vollständige Versorgung der Bevölkerung in der Region Oberpfalz und Niederbayern sicher, als einziges Kinderlebertransplantationszentrum in Bayern auch weit über die Region hinaus.
Zum 25-jährigen Bestehen des Transplantationszentrums ließ es sich Bernd Sibler, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, nicht nehmen, dem Transplantationszentrum für seine Arbeit zu danken. „Mit der Gründung des Universitären Transplantationszentrums Regensburg vor 25 Jahren begann eine große Erfolgsgeschichte: Seit einem Vierteljahrhundert leistet es für Ostbayern und weit darüber hinaus medizinische Versorgung der Spitzenklasse. Über 2.500 Organ- und über 3.200 Stammzelltransplantationen sind seitdem am UKR durchgeführt worden. Über 5.000 Leben konnten so gerettet werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben hier jeden Tag aufs Neue ihr Bestes, damit Menschen wieder gesund werden können. Für diesen unermüdlichen Einsatz bin ich Prof. Dr. Bernhard Banas und dem gesamten Team des Transplantationszentrums Regensburg sehr, sehr dankbar. Sie schenken Menschen Hoffnung und Perspektiven für einen Neustart ins Leben“, so der Bayerische Wissenschaftsminister.
Dem Coronavirus zum Trotz: Transplantationen werden weiterhin durchgeführt
Nicht nur in der täglichen Routine bleibt die Transplantationsmedizin eine Herausforderung. „Wir haben es trotz der Coronavirus-Pandemie geschafft, die Organspende und Transplantationsmedizin immer offen zu halten. Wir können Tag und Nacht transplantieren, wenn passende Spenderorgane zur Verfügung stehen“, so Professor Banas, Past Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft sowie Vizepräsident der Deutschen Akademie für Transplantationsmedizin, weiter. „Doch leider müssen wir feststellen, dass seit Beginn der Pandemie die Spenderzahlen deutlich rückläufig sind. Dabei haben wir viele Patienten, die dringendst auf ein passendes Organ warten.“ Fast 600 Patienten des UKR stehen aktuell aktiv auf der Eurotransplant-Warteliste zur Organtransplantation, deutschlandweit sind es über 11.000. Für viele der Wartelisten-Patienten des UKR sind die Wartezeiten zu lang – leider muss davon ausgegangen werden, dass nur zwei Drittel der Wartelistenpatienten die lebensrettende Transplantation erreicht. Deutschlandweit verstirbt etwa alle vier Stunden ein Wartelistenpatient vor Organtransplantation.
„In der Transplantationsmedizin ist es nicht unüblich, dass die Bereitschaft zur Organspende bestimmten Schwankungen unterliegt. Doch wir haben noch lange nicht das Niveau an Spendebereitschaft erreicht, das notwendig ist, um möglichst allen Patienten helfen zu können“ stellt Professor Banas fest. Nachhaltige Verbesserungen erwartet der Transplantationsmediziner mit einer Widerspruchsregelung zur Organspende, nach der jeder Mensch nach seinem Tod als potentieller Organspender in Betracht gezogen würde. Im Gegensatz zur großen Mehrzahl aller Länder in Europa konnte sich in Deutschland eine solche Regelung jedoch bisher nicht durchsetzen. „Die Spenderzahlen bei unseren europäischen Nachbarn sind dank einer solchen Widerspruchsregelung drei- bis fünfmal höher. So bleibt uns nur der Appell: Jeder möge sich zu gesunden Zeiten aktiv Gedanken über seine Organspendebereitschaft machen und diese auch mitteilen. Überlassen wir es im Fall der Fälle nicht unseren Angehörigen, eine solche Entscheidung für uns treffen zu müssen“, appelliert Professor Banas.
Bericht und Bild: Universitätsklinikum Regensburg