Bericht der Stadt Regensburg / Bild: cinEScultura

Regensburg.  Wenn die Theatergruppe „La Zaranda“ am Ende eines Stücks die Bühne verlassen hat, dann ist sie weg. Ganz weg. Keine Zugabe, kein Applaus, kein Verbeugen. Den Begriff „Live-Theater“ nehmen die spanischen Schauspielerinnen und Schauspieler wörtlich. In über 40 Jahren sind sie kein einziges Mal hinausgegangen, um den Applaus des Publikums entgegenzunehmen.

Auf der Bühne soll die Figur und nicht der Schauspieler im Mittelpunkt stehen und im Gedächtnis bleiben. Auch deswegen sagt Hauptfigur Paco de la Zaranda im Film: „Ich mache Theater für die Toten.“ Ein Theater also, das in der Nachwelt bleiben will. Deswegen bleibt der Vorhang nach dem letzten Akt zu.

cinEScultura dagegen macht den Vorhang für die Kultur im Mai wieder auf. Mit dem Sonderprogramm „The Show must go on!“ trägt das spanische Film- und Kulturfestival aus Regensburg zum Jahresmotto „Nahsicht“ der Stadt bei. Bis zum 23. Mai 2021 werden auf www.cinescultura-stream.de drei Dokumentarfilme gezeigt. Im vergangenen Jahr feierte die erste Online-Ausgabe des Festivals aufgrund der Corona-Pandemie ihre Premiere. Die Organisatoren hoffen darauf, im Oktober 2021 mit der 14. Ausgabe wieder ein „normales“ Festival in Regensburg feiern zu können. Als kleinen Vorgeschmack hat cinEScultura ein Sonderprogramm mit dem Streaming-Angebot und der Fotoausstellung „Spanisches UNESCO Welterbe“ in der Stadtbücherei auf die Beine gestellt.

Drei Deutschlandpremieren

Die drei Dokumentarfilme werden zum ersten Mal in Deutschland ausgestrahlt. Sie werfen einen Blick hinter die Kulissen der Schauspielkunst und geben damit gleichzeitig jener Kunst Raum, die aktuell aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden kann.

„Mujereando – El quejío de una diosa“ – Eine Gruppe obdachloser Frauen findet im Theater die beste aller Therapien: Die Bühne wird für sie der Ort, an dem sie ihrem inneren Selbst Ausdruck verleihen und die Realität hinter sich lassen können, um frei und selbstbestimmt zu handeln. Ein künstlerischer und emotionaler Weg von der Straße bis zur Bühne, von der Unsichtbarkeit zu einem würdigen Leben frei von Misshandlung und Gewalt.

„Marcelino, el mejor payaso del mundo” – Anfang des 20. Jahrhunderts hatte der Clown Marcelino Orbés umjubelte Auftritte in London und New York. Er wurde von Charlie Chaplin bewundert und von Buster Keaton als „der beste Clown der Welt“ bezeichnet. Er war über 100 Jahre in Vergessenheit geraten und wird nun wiederentdeckt. Die Dokumentation zeigt die Höhen und Tiefen im Leben eines Künstlers.

„La Zaranda – Teatro inestable“ – Ein Filmteam begleitet die weltweit renommierte Theatergruppe La Zaranda, um die Entstehung ihrer neuen Show zu dokumentieren. Der Film spielt im dunklen Proberaum. Dort erwachen im Licht eine vierzigjährige Geschichte und die Quintessenz der Bühnenkunst. „Ein faszinierender Dokumentarfilm, den jeder Schauspieler studieren und jeder Zuschauer genießen sollte, um etwas so Magisches und Ungewöhnliches wie das künstlerische Genie zu begreifen.“ (Fotogramas)

Fotoausstellung „Spanisches UNESCO Welterbe“

Eine Fotoreise durch spanische Städte und Sehenswürdigkeiten, die zum Welterbe der UNESCO gehören. Die Organisation der Vereinten Nationen führt Denkmäler, architektonische Ensembles und Naturstätten von außergewöhnlichem und universellem Wert in einer Liste auf. Dort ist Spanien eines der Länder, die am häufigsten genannt werden.

Die Fotografien zeigen Eindrücke aus 15 Städten, darunter Córdoba, Toledo oder Santiago de Compostela mit insgesamt 45 Sehenswürdigkeiten. Bei einer näheren Betrachtung dieser Denkmäler und Naturwunder zeigt sich, wie vielfältig verbunden die europäische Kulturgeschichte bei allen regionalen Unterschieden insgesamt doch ist und deshalb als gemeinsames Welterbe zu verstehen ist. Die Fotoausstellung kann bis zum 22. Mai in der Stadtbücherei am Haidplatz besichtigt werden.

Weitere Informationen zum spanischen Film- und Kulturfestival cinEScultura sind zu finden unter www.cinescultura.de.

Weitere Informationen zum kulturellen Jahresthema gibt es unter www.regensburg.de/kultur/veranstaltungen-des-kulturreferats.