Bericht und Bild: Landratsamt Tirschenreuth
Bad Alexandersbad. „Demokratie leben!“- Online-Workshop „Wir müssen reden“ – Strategien zum Umgang mit Online Hass und extremen Ansichten.
Die Partnerschaft für Demokratie im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ hatte anlässlich ihrer Demokratiekonferenz am 14. Dezember zu einem zweistündigen Online-Workshop eingeladen.
Unter dem Titel „Wir müssen reden – Hate Speech und Diskussionskultur in Pandemiezeiten“ gab es zahlreiche Tipps zum Schutz der Privatsphäre im Netz und in den Sozialen Medien. Außerdem interessante und aufschlussreichen Einblicke in die Arbeit von „Hate Aid“ und der Kampagne „Kleiner fünf“.
Als Referierende hatte Sonja Schmid, die Koordinatorin der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Tirschenreuth, Stefanie Zacharias, Beraterin bei der Organisation Hate Aid, und den Referenten Tobias Gralke von „Diskursiv“ im Rahmen der Kampagne „Kleiner fünf“, gewinnen können.
Stefanie Zacharias stellte in einem Impulsvortrag die Arbeit von Hate Aid und deren kostenlose Beratungs- und Unterstützungsangebote für Betroffene von Online Hass und Hetze vor. Sie erläuterte außerdem, wie Online-Drohungen und „Hatespeech“ rechtlich verwertbar gesichert und Online Accounts vor unliebsamen Angriffen geschützt werden können.
In einem interaktiven Vortrag gab Tobias Gralke Einblicke in das Thema „Radikale Höflichkeit“. Unter diesem Motto werden Teilnehmende der gleichnamigen „Kleiner Fünf“-Workshopreihe darin geschult, wie es gelingen kann, höflich aber bestimmt zu widersprechen, wenn Menschen rechtspopulistische Ansichten vertreten, gegen Geflüchtete oder Politiker hetzen, Corona oder die Klimakrise leugnen oder sich beleidigend über „Genderwahnsinn“ äußern.
An konkreten Beispielen konnten die Teilnehmenden des Online Workshops Strategien zum eigenen Umgang mit extremen Positionen testen und in Kleingruppen eruieren, wo die Schwierigkeiten im Umgang damit liegen und welche Lösungsansätze es geben kann.
Ein wichtiges Fazit war, dass es nicht „den einen Weg“ oder „das eine Allzweck-Argument“, „die eine Entgegnung, die immer passt“ gibt, sondern dass der Umgang so vielfältig sein kann, wie es die Menschen sind, die mit solchen Aussagen konfrontiert werden. Eine klare Ermutigung, in solchen Situationen bei sich zu bleiben und lieber auch einmal die eigenen Gefühle des Erschreckens, der Verunsicherung, in solchen Gesprächen offen zu beschreiben, und dann mit konkreten Nachfragen zum Hintergrund beim Gegenüber herauszufinden, was diese dazu veranlasst, sich so extrem zu äußern. Ganz klar wurde jedoch auch gefordert, nicht in einer Endlosschleife zu diskutieren und bei Personen, die bereits vollständig in ein anderes Weltbild abgedriftet sind, das Gespräch bestimmt, aber höflich abzubrechen. Hier kann der einfache Satz „Ich möchte an dieser Stelle nicht mehr weiter mit dir darüber diskutieren“ sehr hilfreich sein.
Sehr hilfreich sind auch die Angebote von Hate Aid. Die Organisation engagiert sich für digitale Gerechtigkeit, klärt auf und bietet rechtliche Beratung für Betroffene von Online Hass und Bedrohungen. Von der Beratung in Fragen der Sicherung der eigenen Privatsphäre im Netz und in den sozialen Medien bis hin zur finanziellen Unterstützung bei Gerichtsverfahren gegen Online-Bedrohungen ist Hate Aid die richtige Anlaufstelle für alle, die sich informieren wollen oder rechtliche Beratung brauchen.
Mit „Lust auf mehr“ gingen die Teilnehmenden auseinander. Die Partnerschaft für Demokratie plant, das Thema bei einer weiteren – möglichst analogen – Veranstaltung in der ersten Jahreshälfte 2022 nochmals intensiver aufzugreifen.
Wer sich an Hate Aid wenden möchte findet alle Informationen unter www.hateaid.org. Informationen zur Kampagne „Kleiner Fünf“ und den „Radikal höflich“-Workshops unter www.kleinerfuenf.de . Für weiterführende Informationen zum Thema können sich Interessierte auch gerne unter schmid@ebz-alexandersbad.de an die „Demokratie leben!“-Koordinatorin Sonja Schmid wenden.