Bericht der Polizei Parsberg / Bild: Archivbild
Parsberg. Im Berichtsjahr 2020 fiel die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich der PI Parsberg um 12,52% und folgte somit dem bayernweiten Trend. Diese Entwicklung steht dem Trend der letzten Jahre mit den stetig steigenden Verkehrsteilnehmerzahlen entgegen.
2020 wirkte sich Corona auch auf die Unfallzahlen aus. Die PI Parsberg nahm im Jahresverlauf insgesamt 915 Verkehrsunfälle auf. Bemerkenswert ist, dass mehr als die Hälfte aller Schadensereignisse im Straßenverkehr (58,8%) auf einen Zusammenstoß mit Wildtieren zurückzuführen sind. Die Anzahl der verletzten Verkehrsteilnehmer blieb mit 114 Personen auf einem konstanten Niveau.
Dennoch wurden im Jahr 2020 weniger Menschen im Straßenverkehr verletzt als durchschnittlich in den letzten 10 Jahren. Leider ereigneten sich im letzten Jahr im Zuständigkeitsbereich der PI Parsberg zwei tödliche Verkehrsunfälle. Ein Pedelec- und ein Leichtkraftradfahrer erlagen ihren schweren Verletzungen.
Unfallbereiche im Einzelnen
(In Klammern jeweils die Vergleichszahlen des Vorjahres 2019)
Die Unfallzahlen mit Personenschäden fielen um 9,18 % auf 89 (98) Schadensfälle. Dabei wurden 2 (0) Personen getötet, 114 (114) Personen verletzt, 80 (84) Personen davon leicht, 34 (30) Personen schwer.
Die Anzahl der schwerwiegenden Sachschadenunfälle blieb mit 100 (104) Unfällen nahezu konstant.
Bei diesen beiden Unfallgruppen entstand ein Gesamtschaden von über 853.000 Euro. Allerdings dürfte der reale Schaden deutlich höher liegen, wenn alle Folgekosten berücksichtigt werden.
Die Kleinunfallzahlen (d.h. Unfälle mit geringfügigen Rechtsverstößen und geringem Schaden u. Wildunfälle) sanken um 13,89% von 844 auf 726 Unfälle im Jahr 2020.
Die Zahl der Wildunfälle fiel im Jahr 2020 um 7,88% von 584 auf 538 Fälle ab.
Die Anzahl der gemeldeten „Unfallfluchten“ stieg um 13,51% von 64 auf 74 Unfälle. Davon konnten erfreulicherweise 31 Fälle und damit 42% (31 %) geklärt werden. Hier sei einer ganzen Reihe von guten Zeugen und Hinweisgebern gedankt, deren Informationen außerordentlich wichtig waren und weiterhin sind.
Die Zahl der Verkehrsunfälle mit der Ursache Alkoholeinwirkung stieg leicht von 9 auf 10 Schadensfälle. Zudem ereigneten sich im Bereich der PI Parsberg noch 4 Unfälle unter Einwirkung von anderen berauschenden Mitteln. Bei diesen Unfallsituationen wurden insgesamt sechs Personen verletzt.
Risikogruppen
Deutlich verbesserte sich mit 12 (16) der Zahlenwert der aufgenommenen Motorrad-Unfälle. Dabei wurden 11 (27) Personen verletzt, 5 (9) davon schwer. Ein Leichtkraftradfahrer verunglückte im Gemeindebereich Lupburg tödlich.
Die dargestellten Werte zeigen, dass die Gesamtunfallzahlen dieser Risikogruppe überschaubar, aber die jeweiligen Folgen eklatant sind.
Es wird daher auch im Jahr 2021 insbesondere im Bereich der Motoradsicherheit eine Vielzahl von Kontroll- und Messaktionen geben.
Deutlich mehr Fahrradfahrer 30 (20) waren in Unfallgeschehen verwickelt. 28 (18) wurden verletzt, 11 (6) davon schwer. Auch im Zuständigkeitsbereich der PI Parsberg zeichnete sich eine deutliche Zunahme der Verkehrsteilnehmer mit sog. Pedelecs ab. Aus dieser Gruppe ereigneten sich im Jahr 2020 insgesamt 13 (1) Verkehrsunfälle mit vier schwer- und acht leichtverletzten Personen. Ein Pedelec-Fahrer stürzte im Bereich Dietfurt so schwer, dass er am Folgetag an seinen schweren Verletzungen verstarb. Alkoholbedingte Fahrradunfälle waren nicht zu verzeichnen. Im Bereich der verunfallten Fahrrad- bzw. Pedelecfahrer zeichnet sich jedoch ab, dass hier die Altersgruppe zwischen 61 und 70 Jahren mit insgesamt acht Unfallbeteiligungen am meisten betroffen ist.
An insgesamt 5 (5) Verkehrsunfällen waren Fußgänger beteiligt, hierbei wurden eine Person schwer und vier Personen leicht verletzt.
Die Altersgruppe der Unfallbeteiligten im Alter von 25 – 44 Jahren weist mit 57 (61) Unfällen den höchsten Wert bei schwerem Unfallgeschehen aus. Dabei heben sich Ursachen wie Nichtbeachtung der Vorfahrt und Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren besonders ab. Bei Fahren unter Alkoholeinfluss kristallisierte sich die gleiche Altersgruppe der 25 – 44jährigen heraus, die bei 6 von insgesamt 9 Alkoholunfällen beteiligt waren.
Die Altersgruppe über 65 Jahren war in 31 schweren Unfallgeschehen (S- und P-Unfälle) beteiligt. Diese Gruppe der Senioren zeigt sich hinsichtlich des geschwindigkeitsbedingten Fehlverhaltens unauffällig und fällt eher durch Vorfahrtsverletzungen, Abbiegefehler und Rechtsfahrgebotsverstöße auf.
Erfreulicherweise ereigneten sich im Jahr 2020 keine Schulwegunfälle.
Im Jahr 2020 wurden vier Unfälle mit Drogeneinwirkung aktenkundig.
Unfallursachen
Insgesamt ereigneten sich im Zuständigkeitsbereich der PI Parsberg 189 (328) Unfälle mit schweren Folgen. Hierzu zählen Unfälle mit Personen- und hohem Sachschaden.
Zu den Hauptursachen der schweren Unfälle zählen:
- Überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit mit 37 (32)
- Ungenügender Sicherheitsabstand 35 (31)
- Nichtbeachten des Rechtsfahrgebots mit 30 (30) Unfällen
- Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren mit 22 (35).
Ein enormes Dunkelfeld ist anzunehmen bei Unfallsituationen, in denen fehlende Konzentration und abgelenkte Aufmerksamkeit durch Nutzung von elektronischen Geräten einen oftmals schwer nachzuvollziehenden Schadensfall verursachen. Der Anspruch, „immer online sein zu wollen“ ist brandgefährlich und erhöht das Unfallrisiko um ein Vielfaches. Auch der vom Gesetzgeber verhängte Bußgeldsatz von 100,– Euro und einem Punkt in Flensburg hält leider viele nicht davon ab, „mal schnell eine E-Mail oder einen Chat zu checken“.
Unfallörtlichkeiten
Von den unterschiedlichen Straßenarten (Bundes-, Staats-, Kreis-, Gemeindestraßen) weist der Bereich der Staatsstraßen mit insgesamt 335 Unfällen die höchste Unfalldichte.
Im Dienstbereich der PI Parsberg mit seinen sieben Gemeinden ist aktuell kein regional eingrenzbarer Unfallschwerpunkt benannt.
Verkehrsstraftaten
Die Anzahl der Verkehrsstraftaten wie Nötigung und Beleidigung im Straßenverkehr, Fahren ohne Fahrerlaubnis, Kennzeichenmissbrauch ist mit 54 Fällen (44) aktuell steigend. Diese Entwicklung ist unter anderem auf die verstärkt durchgeführten, ganzheitlichen Kontrollen zurückzuführen. Beispielhaft wurden in 44 (27) Fällen „Schwarzfahrer“ bei Verkehrskontrollen ohne erforderliche Fahrerlaubnis auf frischer Tat ertappt.
Gemeinde-Unfallzahlen
Nachfolgend sind die Gesamtunfallzahlen in den einzelnen Inspektions-Gemeinden aufgelistet. In der jeweils zweiten Zeile sind die Zahlen der folgenschweren Unfälle (d.h. mit Personenschäden oder gravierenden Verkehrsverstößen -VUP/VUS-) vermerkt:
Gemeinde | 2014 |
2015 |
2016 |
2017 |
2018 |
2019 |
2020 |
Breitenbrunn | 98 | 127 | 103 | 137 | 116 | 116 | 106 |
VUP/VUS | 13 | 18 | 10 | 15 | 16 | 14 | 15 |
Dietfurt | 119 | 127 | 110 | 123 | 137 | 117 | 121 |
VUP/VUS | 30 | 33 | 30 | 22 | 33 | 24 | 31 |
Hohenfels | 92 | 111 | 97 | 113 | 90 | 107 | 94 |
VUP/VUS | 12 | 18 | 16 | 14 | 12 | 17 | 18 |
Lupburg | 54 | 62 | 60 | 60 | 51 | 65 | 59 |
VUP/VUS | 12 | 12 | 11 | 10 | 8 | 14 | 19 |
Parsberg | 235 | 260 | 244 | 247 | 268 | 302 | 218 |
VUP/VUS | 55 | 61 | 57 | 42 | 58 | 65 | 53 |
Seubersdorf | 117 | 138 | 117 | 131 | 145 | 149 | 145 |
VUP/VUS | 20 | 21 | 21 | 18 | 26 | 21 | 27 |
Velburg | 144 | 162 | 140 | 143 | 175 | 190 | 172 |
VUP/VUS | 30 | 34 | 31 | 24 | 31 | 47 | 26 |
Kontrollen
Jeder Verletzte oder Getötete im Straßenverkehr ist einer zu viel. Präventive Polizeikontrollen sind daher unerlässlich.
- Neben stationären Geschwindigkeitsmessungen der überregional tätigen Verkehrspolizeiinspektion Regensburg ahndeten die Beamten der PI Parsberg bei insgesamt 126,10 Handlaser-Messstunden 221 (214) gravierende Geschwindigkeitsverstöße im Anzeigen- sowie 216 (222) Verstöße im Verwarnungsbereich. 28 (24) Fahrverbote wurden verhängt.
- 33 Fahrzeugführer wurden wegen Alkoholisierung am Steuer „aus dem Verkehr gezogen“ und mit Fahrverboten oder Entzug der Fahrerlaubnis belegt.
- Unter Drogeneinwirkung wurde 24 Fahrzeuglenker festgestellt und angezeigt.
- Bei drei fahruntüchtigen Autofahrern wurde die drohende Trunkenheitsfahrt verhindert. Sie konnten rechtzeitig vor Fahrtantritt von der Polizeistreife gestoppt werden.
- 117 (168) Gurt-Sünder sowie 72 (102) „Autotelefonierer“ wurden mit Verwarnungs- oder Bußgeld belegt.
Das Bayerische Verkehrssicherheitsprogramm 2020 „Bayern mobil – sicher ans Ziel“ wird fortgeführt. Örtliche Aktionen wie Geschwindigkeitsmessungen und verstärkte Alkoholkontrollen, Kontrollen hinsichtlich Ablenkung im Straßenverkehr, aber auch Aufklärungsveranstaltungen werden ihren Beitrag für mehr Verkehrssicherheit leisten.
Appell der PI Parsberg
Leider drohen Tugenden der verantwortungsbewussten Verkehrsteilnahme wie gegenseitige Rücksichtnahme, angemessenes Geschwindigkeitsverhalten, vorausschauendes Fahren und auch Kleinigkeiten wie vorschriftsmäßiges Parken oder rechtzeitiges „Blinken“ immer mehr von der persönlichen Hektik oder auch vom Egoismus verdrängt zu werden.
Denken Sie bitte daran, dass von Fahrzeuglenkern, welche unter Alkoholeinfluss oder Drogeneinwirkungen stehen sowie von solchen, die sich von mobilen Kommunikationsgeräten ablenken lassen, eine erhöhte Gefahr für sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer ausgeht. Die Polizeiinspektion Parsberg wird ihre Verkehrskontrollen weiter intensivieren, um den Einen oder Anderen wieder an korrektes Verhalten zu erinnern.
In diesem Sinne allzeit gute Fahrt und vergessen Sie nicht, den lebensrettenden Gurt an- und im Fahrzeug das Mobiltelefon wegzulegen.