Auerbach/Velden. „Genau genommen haben wir innerhalb weniger Tage einen komplett neuen Bereich aus dem Boden gestampft und das zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres“, fasst ASB-Vorsitzender Roland Löb die Aktivitäten in der Ukrainehilfe zusammen. Und diese werden morgen nicht beendet sein. Seit einem halben Jahr tun und machen die Samariter:innen in verschiedenster Art und Weise, um den durch den Angriffskrieg leidenden Menschen zur Seite zur Stehen.
„Die Unterstützung, die wir dazu erhalten ist beeindruckend und ermöglicht es erst auch an unterschiedlichen Stellen dauerhaft engagiert zu sein”. Da sind zum einen jene Personen, die sich direkt bei uns im ASB in den Dienst stellen. Da sind zum anderen Vereine, wie „Sulzbach-Rosenberg-hilft“, die Gemeinschaft der Plecher Vereine oder „Einfach machen“ aus Auerbach, die durch Eigeninitiativen und gezielt auf Anfrage unterstützen. Und dann sind noch jene, die als Sponsoren und Spender das Engagement begleiten und fördern.
Rund 25.000 Euro sind durch Raiffeisenbank Auerbach-Freihung (Großspende mit 7.777 Euro), SEDA, Rettungstechnik Klein oder MBS aus Schnaittach mit Geldmittel und Sachspenden schon zusammengekommen. „Nahezu die gleiche Summe haben wir inzwischen selbst eingesetzt”. Begonnen hat alles als die Flucht aus der Ukraine unmittelbar nach den ersten Einschlägen Ende Februar eingesetzt hatte. „Da absehbar gewesen war, dass Hilfe in verschiedenster Form notwendig werden würde, hatten wir von Beginn an unseren Platz hier vor Ort in der FrankenPfalz gesehen”.
So kam es dann auch. Eiligst wurden in der Region durch die zuständigen Ämter Notunterkünfte festgelegt. „Aus der Erfahrung von der Fluchtwelle 2015 heraus, haben wir unsere Dienste zur Essensausgabe in Sulzbach-Rosenberg und Auerbach dem Landkreis wieder angeboten und nach einer Ausschreibung auch den Zuschlag erhalten”. Da der ASB im Landkreis Amberg-Sulzbach mit seiner Versorgungs- und Betreuungseinheit im Bevölkerungsschutz zur Verfügung steht, lag es zudem auf der Hand die Tätigkeit anzubieten.
„Uns allen war klar, dass diese Aufgabe hier aber weder ehrenamtlich zu stemmen noch innerhalb weniger Wochen vorbei sein wird. Deshalb sind wir auch umgehend auf Personalsuche gegangen”. Von Beginn an war das Interesse aus der Bevölkerung an der Mithilfe unglaublich groß. Die Plätze in den ersten Dienstplänen für morgens, mittags und abends rasch besetzt. Zuerst startete die Beteiligung in Sulzbach-Rosenberg, ein paar Wochen später auch in Auerbach.
„Wir haben heute rein bei uns im ASB Regionalverband Jura 60 Personen aktiv in der Ukrainehilfe, davon sind 40 Neueinstellungen”. Sie alle mussten eingegliedert, geschult, unterwiesen und eingearbeitet werden. „Und unsere Geschäftsstelle in Auerbach hatte die Aufgabe alles entsprechend verwaltungstechnisch regelkonform umzusetzen. Immer wieder mussten die Strukturen den Erfordernissen angepasst werden, vieles musste gerade zu Beginn parallel laufen”.
Und in den Einrichtungen wurden Aufgaben übernommen, die nicht geplant, aber aus der Situation heraus zu diesem Zeitpunkt notwendig oder sinnvoll gewesen sind. Spielsachen besorgen, Spielzimmer einrichten, Spendenaktionen vermitteln und koordinieren, Fragen von Geflüchteten beantworten, ihnen Hilfestellung geben, auf besondere Bedürfnisse reagieren – eben für sie da sein. Unvergesslich die dankbaren Gesichter, als bei der ersten Ankunft sie die Willkommenstaschen mit persönlichen Sachen in Empfang genommen haben, die unsere ASB-Frauen in Grafenwöhr aus Spenden eiligst zusammengestellt und gepackt hatten.
Durch die Präsenz vor Ort waren die Mitarbeiter:innen des ASB automatisch gerade in den ersten Wochen für die neu Ankommenden erste Anlaufstation. Ein unheimlicher Kraftakt unter Dauerstress mit extremen Belastungen bei den Mitarbeitenden, auch weil Erlebnisse nicht einfach abgelegt werden konnten, Anliegen oder Probleme keine Uhrzeiten kannten. „Natürlich hätten wir sagen können, wir sind in den Notunterkünften nur für die Essensausgaben zuständig, alles andere geht uns nichts an und schalten danach ab. Aber so sind wir als ASB nun mal nicht ‚gestrickt‘ und haben gesehen, dass wir die Menschen, hier meist Frauen und Kinder, die nicht nur in ein fremdes Land mit anderer Sprache und Schrift geflüchtet sind, sondern unter Umständen auch alles verloren haben, nicht sich selbst überlassen können”.
Dieser Antrieb spiegelt sich dann auch in den weiteren dauerhaften Aktivitäten des ASB Regionalverbandes wieder. Drei Mal wurden erkrankte Geflüchtete oder Menschen mit Behinderung, zum Teil in einem mehrtägigen Einsatz, sanitätsdienstlich auf ihrer Flucht ab der polnisch/ukrainischen Grenze nach Deutschland oder innerhalb Deutschlands mit Rettungswagen oder Krankenwagen begleitet und versorgt.
„Wenn Verwundete aus der Ukraine nach Deutschland geflogen werden, sind wir ebenso unterstützend mit unseren vereinseigenen Rettungsfahrzeugen dabei, sie vom Flughafen aus in die zugewiesenen Krankenhäuser zu bringen. Und wir haben die Betroffenen vor Ort in den Kampfgebieten nicht vergessen. Vor wenigen Wochen haben wir einen bei uns noch im Bestand befindlichen Rettungswagen für die Ukraine übergeben”. Das Fahrzeug hatte noch einen Restwert von rund 10.000 Euro. Für den selben Betrag, der vom ASB Regionalverband Forchheim zur Verfügung gestellt wurde, wurde es repariert und ertüchtigt. Was schnell organisiert war, zog sich durch die notwendigen Ausfuhrmodalitäten etwas in die Länge. Da das Fahrzeug direkt die EU verlies und in die Ukraine rollte, waren im Vorfeld nicht unerhebliche Zollformalitäten abzuwickeln.
„Die Ausfuhrgesetze gelten halt auch für den ASB und wir wollten uns mit der ad-hoc Sachspende nicht späteren zoll- oder steuerrechtlichen Problemen aussetzen”. Immer wieder hat der ASB Regionalverband Jura e. V. in diesem halben Jahr diverse Aktionen im Rahmen der Ukrainehilfe durchgeführt. Der für 140 kriegsgeflüchtete Kinder und deren Angehörige aus den Notunterkünften Auerbach und Sulzbach-Rosenberg organisierte kostenlose Ausflug in den „Funpark” nach Zirndorf ist eine davon. Ein Tag der Freude, mal etwas Abstand von den Geschehnissen. Mit der Verbandkastenaktion „Aus Alt mach Neu”, die ihren Anfang in Plech genommen hat, werden regelmäßig Mittel generiert, welche direkt in das Kriegsgebiet geleitet werden. Bei uns ausgediente Verbandkästen oder –taschen finden so noch eine Verwendung oder Spender stellen einen Neuen direkt zur Verfügung. Verbindungen zu anderen Vereinen, wie „Einfach machen“, unterstützen und helfen dann dabei. Und erst vor kurzem konnten durch die Grundschule Happurg über 2.100 Euro mit einem Spendenlauf generiert werden, die für die Beschaffung von Material für schwer verwundete Menschen eingesetzt wurden und mit weiterem gesponserten Sanitätsmaterial in die Ukraine gingen.
Eine weitere Art den Menschen im Osten Europas direkt zu helfen. Möglich macht das die Zusammenarbeit mit Helena Kuznyak, als Kontaktperson des ASB. Sie kümmert sich darum, dass das gesammelte Material in ihre Heimat gebracht wird. Aber nicht alles, was in diesem ersten halben Jahr im Rahmen der Ukrainehilfe angedacht war, konnte realisiert werden. Das zusammen mit den Plecher Vereinen vorgesehene Projekt zur Wohnraumschaffung mit anschließender Begleitung der Neubürger, konnte nicht umgesetzt werden. Der ASB hat aber damit begonnen den Geflüchteten auf andere Weise eine Perspektive zu geben:
Bereits vier Ukrainerinnen sind inzwischen beim Regionalverband Jura angestellt. Sie haben im Bereich der Essensausgabe eine Beschäftigung gefunden. Aktuell gehen die Verantwortlichen des ASB davon aus, dass die Ukrainehilfe noch eine Weile andauern wird. Veränderungen wird es sicherlich geben, aber überflüssig wird die Hilfe für die Ukraine so schnell nicht werden. Die Blau-Gelbe-Friedenstaube wird uns noch länger begleiten.
(Bericht und Bild: AASB Jura – Roland Löb)