Regensburg (RL). Der Landkreis Regensburg zeichnete am Mittwoch, 23. November, Landkreisbürgerinnen und -bürger aus, die sich in den Bereichen Kultur und Denkmalschutz verdient gemacht haben. „Dieser Abend zeigt einmal mehr, wie vielfältig das kulturelle Engagement im Landkreis ist, und welche Leuchttürme wir hier haben. Ein Abend, der uns alle stolz macht und näher zusammenrücken lässt“, sagte Landrätin Tanja Schweiger.
Im Saal des Brauereigasthofs Eichhofen nahm das Künstlerpaar Bettina und Heinrich Glas aus Nittendorf den Kulturpreis 2022 entgegen. Mit dem Jugendkulturpreis wurden die Stoasberger Lumpen ausgezeichnet. Den Kulturpreis für das Lebenswerk erhielt Heimatpfleger Peter Lutz aus Wiesent.
Im Rahmen des feierlichen Gala-Dinners wurden zudem vier Gebäude, die im Sinne der Denkmalpflege vorbildlich instandgesetzt wurden, mit dem Denkmalpreis des Landkreises gewürdigt. Den 1. Preis in der Kategorie der Baudenkmäler teilen sich das Kuratorium Burg Wolfsegg für die Neugestaltung des Burgmuseums und die Arbeitsgemeinschaft der Beratzhausener Vereine für die Franzenkapelle Beratzhausen. Der 3. Preis ging an Sabine Spangler für den Stadel bei der Königsmühle, ebenfalls in Beratzhausen. In der Kategorie der nicht denkmalgeschützten historischen Gebäude mit ortsbildprägender Bedeutung wurde der Verein Freunde des alten Hauses Deuerling e.V. für das Reithnerhaus in Deuerling ausgezeichnet.
Das für die Mitte des 19. Jahrhunderts typische oberpfälzische Bauernhaus wird seit der Sanierung als lebendiger Treffpunkt und kultureller Veranstaltungsort genutzt. Dafür hat der Verein das Haus mit viel Engagement vor dem Abbruch gerettet. Obwohl das Gebäude nicht als Baudenkmal eingetragen ist, wurde es nach denkmalfachlichen Gesichtspunkten teilsaniert und die Bausubstanz ohne größere Eingriff erhalten. „Das Reithnerhaus ist damit nicht nur ein wichtiges Zeugnis der dörflichen Vergangenheit, sondern auch zu einem lebendigen Treffpunkt der heutigen Gemeinde geworden“, so Landrätin Tanja Schweiger in ihrer Laudatio.
Unter den vielen Burgen im Landkreis Regensburg sticht die Burg Wolfsegg heraus, denn sie ist die einzige gut erhaltene Burganlage. 2018 und 2019 setzte das Kuratorium Burg Wolfsegg eine umfassende Neugestaltung des Burgmuseums um, wobei auch die gesamte Haustechnik erneuert wurde. Die Instandsetzung sei durch regionale Handwerksbetriebe und unter fachlicher Begleitung erfahrener Denkmalpfleger mit nur minimalen Eingriffen in die Bausubstanz erfolgt, stellte Dr. Patrizia Camatta von der Unteren Denkmalschutzbehörde im Landratsamt in ihrer Laudatio heraus. Sie begründete die Wahl für den 1. Denkmalpreis in der Kategorie Baudenkmäler folgendermaßen: „Die Jury fand nicht nur die umfassende Neugestaltung des Museums preiswürdig, sondern auch den unermüdlichen Einsatz, den das Kuratorium seit mehreren Jahrzehnten an den Tag legt.“
Ebenfalls den 1. Preis erhielt die Arbeitsgemeinschaft der Beratzhausener Vereine für die Sanierung der Franzenkapelle. Die im 18. Jahrhundert entstandene Kapelle hatte vor der Sanierung schon deutliche Schäden aufgewiesen. Unter Anleitung des Restaurators und Kirchenmalers Karl Jobst sanierten die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft die Kapelle „bis in kleinste Detail nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten“, erklärte Laudator Dr. Thomas Feuerer, Kulturreferent des Landkreises. „Das engagierte Team leistete über 350 ehrenamtliche Arbeitsstunden, um das kleine aber für die Marktgemeinde so wichtige Baudenkmal zu retten.“ Auch viele Geld- und Sachspenden hätten geholfen, die Kosten zu senken und die Kapelle für kommende Generationen zu erhalten, so Feuerer weiter.
Mit dem 3. Preis in der Kategorie Baudenkmäler wurde der Stadel bei der Königsmühle in Beratzhausen ausgezeichnet. Dessen Wände im Keller und Teile des Erdgeschosses lassen sich auf das Jahr 1690 datieren. „Das Baudenkmal befand sich in einem schlechten Gesamtzustand, insbesondere die Fachwerkkonstruktion war aufgrund eindringender Feuchtigkeit stark geschädigt und dadurch die Tragfähigkeit des Gebäudes beeinträchtigt“, beschrieb Sophia Kirschsieper vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege den Zustand vor der Sanierung. Die Eigentümer, Familie Spangler, hatte dafür das denkmalerfahrene Architekturbüro Lerzer engagiert. Kirschsieper lobte den sensiblen Umgang mit der Bausubstanz, wodurch der Stadel neuen Glanz erhalten habe, ohne ihn zu verfälschen.
Das Künstlerehepaar Bettina und Heinrich Glas wurde gemeinsam mit dem Kulturpreis 2022 ausgezeichnet. Das hohe Niveau ihrer Arbeiten und die durchgehende künstlerische Arbeit nach Verlassen der Akademie war für die Jury natürlich ein wichtiger Grund für die Wahl als Preisträger. Renate Christin stellte in ihrer Laudatio noch eine Besonderheit heraus: „Wichtig ist die Präsenz ihrer Werke und ihrer Tätigkeit in der Öffentlichkeit. So unterschiedlich das Oeuvre der beiden Künstler ist, eines haben sie jedoch gemeinsam und das ist ihr Wirken bei Kunst-am-Bau: Bettina in Innenräumen, Heinrich im Außenbereich.“ Die Arbeiten von Bettina Glas, größtenteils Tapisserien, fügen sich gezielt in Räumlichkeiten, unter anderem im Sitzungssaal der IHK Regensburg, der Grundschule Thalmassing, der Realschule am Judenstein in Regensburg, der Regierung der Oberpfalz Regensburg und der Grundschule Pettendorf-Pielenhofen. Heinrich Glas arbeitet mit Materialien wie Stahl, Titanzinkblech und Beton-Grauguss. Stahlskulpturen von ihm sind etwa an der Kumpfmühler Brücke in Regensburg zu sehen. Dabei gehe immer eine planerische Absicht an den jeweiligen Ort voraus, erklärte Christin.
Den Jugendkulturpreis 2022 erhielten die Stoasberger Lumpen. Obwohl die Mitglieder allesamt noch recht jung sind, existiert die Gruppe bereits seit elf Jahren. Weiter hob Landrätin Tanja Schweiger in ihrer Rede den Verdienst der Band um bayerische Mundart und Volksmusik hervor, welche in ihrem Repertoire neben Pop-Songs und Schlagern eine große Rolle spiele. Als Party- und Stimmungsband sind die Lumpen ein wichtiger Teil der Festkultur. „Die Festkultur ist Teil des gesellschaftlichen Lebens in Bayern. Sie hat eine lange Tradition, befindet sich aber auch im Wandel. Den Stoasberger Lumpen gelingt hier eine Gratwanderung“, sagte die Landrätin.
Humorvoll und mit Augenzwinkern bezog sich Johann Festner auf den traditionsreichen Konflikt zwischen Wörth und Wiesent. „Dass ein Wörther eine Laudatio für einen Wiesenter hält, wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen“, begann Festner seine Rede über Peter Lutz, der für seine Verdienste um die Heimatpflege den Kulturpreis für das Lebenswerk bekam. Ganz ernsthaft machte der Redner aber auch deutlich, warum Lutz den Preis verdient hatte. Er nannte unter anderem die Gründung des Hudetzförderkreises und des Museums. Auch Lutz Initiative zum Erhalt der Burg Heilsberg stellte er heraus. Viele Vorträge und Publikationen, darunter ein Buch zur NS-Geschichte in Wiesent, erarbeitete dieser außerdem in seiner Tätigkeit als Ortsheimatpfleger von Wiesent seit mittlerweile 35 Jahren. Von 2008 bis 2021 war er außerdem Kreisheimatpfleger mit Schwerpunkt Bau- und Denkmalpflege.
Für den musikalischen Rahmen des Gala-Dinners, in das die Preisverleihung eingebettet war, sorgte neben anderen ukrainischen Musikerinnen und Musikern die Pianistin Sofia Mishkurova. Die 15-Jährige ist im Frühjahr dieses Jahres aus Odessa geflohen und lebt derzeit in Regensburg.
(Bericht und Bild: Landratsamt Regensburg)