Bericht und Bild: J. Leißner
Neukirchen bei Sulz.-Ro. Ein Neubau für die Grundschule auf dem schuleigenen Pausen- und Schulsportgelände soll es werden in Neukirchen. Der Altbau könnte wohnwirtschaftlichen Zwecken zugeführt werden. Ein Architektenwettbewerb bringt nun erste Planungen.
Die Grundschule des Schulverbandes Neukirchen-Etzelwang befindet sich in Neukirchen. Der Baukörper des Schulgebäudes aus den 1960er Jahren, seinerzeit konzipiert als Volksschule mit den Jahrgangsstufen 1 – 9, entspricht nicht mehr dem heutigen Bedarf. In den letzten Jahren mussten durch den Schulverband Neukirchen-Etzelwang viele Reparaturen als Sofortmaßnahmen mit erheblichem finanziellem Aufwand getätigt werden, um eine weitere Beschulung der Kinder zu gewährleisten.
Im Rahmen der anlaufenden Dorferneuerung in Neukirchen entschloss sich die Gemeinde Neukirchen deshalb zusammen mit dem Schulverband Neukirchen-Etzelwang die Auslobung eines Architektenwettbewerbs zur Neuordnung des Schulareals.
Gegenstand des Wettbewerbs war die städtebauliche Neuordnung des gesamten Areals als städtebaulicher Realisierungs- und Ideenteil. Dazu gehörten die Neukonzeption der Grundschule einschließlich der zugehörigen Frei- und Sportanlagen und die Gemeinschaftsnutzungen für das Dorf mit der neuen Mehrzweckhalle als Realisierungsteil sowie ein Bereich mit zeitgemäßer und zukunftsfähiger Wohnbebauung als Ideenteil. Bei einem entsprechend schlüssigen und wirtschaftlichen Konzept war auch der Erhalt oder ein Teilerhalt der bestehenden Schulgebäude denkbar.
Als Grundlage für die Neukonzeption der Schule diente ein pädagogisches Konzept, das in Abstimmung mit der Schulleitung ausgearbeitet wurde und im Wettbewerb als Lernhauskonzept räumlich umgesetzt werden sollte. Und das zu Papier gebrachte Ergebnis kann sich nun wahrlich sehen lassen. Bereits Mitte des Jahres wurde mit einer Preisrichtervorbesprechung begonnen, der anschließend die amtliche Bekanntmachung folgte. 22 teilnehmende Architekten reichten fristgerecht bis Ende Oktober ihre Planvorstellungen beim beauftragten Büro Oberpriller ein.
Nun fand die nichtöffentliche Sitzung des Preisgerichtes statt. Über 11 Stunden beschäftigte sich das 10-köpfige Gremium, darunter 5 Architekten und die Bürgermeisterkollegen Peter Achatzi und Roman Berr, mit den eingereichten Vorschlägen.
Mit seinen Vorschlägen zur Errichtung einer modernen Schule nach dem Lernhaus-Konzept überzeugte das Studio Kubik Architekten aus Berlin das Gremium. Der Architekt kombiniert seine Planung für den Schulneubau mit der Idee einer privaten Nachnutzung des bestehenden Schulgebäudes, ohne einen Abriss nötig zu machen. Durch eine Erweiterungsmöglichkeit des Schulgebäudes kann eine Anpassung auf heute noch nicht absehbare zukünftige Bedarfe sichergestellt werden.
Vorstellungen mit vielen Ideen
Der mögliche Schulbau findet seinen Platz in der gewachsenen Landschaft auf dem jetzigen Schulsportgelände mit dem umgebenden Ring aus prägendem Gehölz und lässt einen behüteten Schulhofbereich und einen großzügigen multifunktionalen Vorplatz entstehen. Ein moderner Holz-Rahmenbau bildet im Inneren eine sonnendurchleuchtete Spiellandschaft mit flexibel schaltbaren Raumkonstellationen. Funktionale Einheiten bilden „Lernhäuser“ entlang einer inneren „Promenade“. Die zentrale Halle ist das Herzstück des Hauses und bildet den Empfang, ist Treffpunkt und Ort für vielfältige Veranstaltungen. Drei ineinander verschränkte Baukörper sollen im Inneren programmatisch zweckmäßige Einheiten als einzelne „Häuser“ auf und bilden im Außenraum differenzierte Teilräume für Vorplatz, Schulhof und Ganztag. Durch den Versatz entsteht auf dem Dach der eingeschossigen Umkleide die einfache Möglichkeit, um zukünftige Erweiterungen anzubinden, so die Planungen.
Das Lernhauskonzept
Bis zu vier Klassen sollen mit ihren Neben- und Teamräumen je ein Lernhaus bilden. Je zwei Klassenräume lassen sich bei Bedarf mit einem Gruppenraum zusammen- oder in Reihe schalten. Gruppenräume erweitern die offene Mitte zu einem durchgesteckten Raum von Fassade zu Fassade. Ein Oberlicht bringt Sonnenlicht in den zentralen Gemeinschaftsraum, dem Herzstück des Lernhauses.
Nachhaltigkeit wichtiges Merkmal
Das Berliner Architektenbüro ist überzeugt, dass auch die Gebäude einen Beitrag zum Klimaschutz künftig leisten können. Durch die Verwendung nachwachsender Baustoffe, die einfache Bauweise, die kompakte Form, die Ausrichtung und einem hohen Standard an Wärmedämmung ist das Gebäude über den gesamten Lebenszyklus nachhaltig und schont Ressourcen. Das robuste Energiekonzept für das Passivhaus nutzt dabei auch die natürliche Verschattung durch die umgebenden Bäume, die Ausrichtung und die Geometrie.
Geprägt ist der Entwurf für den möglichen Schulneubau vom Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und versucht bereits konzeptionell, einfache Lösungen zu finden. Eine hohe Modularisierung von Rohbau, Ausbau und Hülle sowie die Reduktion notwendiger Erschließung zugunsten tatsächlich nutzbarer Räume lassen ein wirtschaftliches Bauen zu. Im Zusammenspiel mit der Lichtführung ist die präzise Verwendung natürlicher und sichtbar belassener Materialien in den Innenräumen zentrales Mittel der Gestaltung und prägt die Räume. Photovoltaik und Solarthermie auf den Dachflächen, Wärmepumpe zur bedarfsweisen Heizung und Kühlung der kontrollierten Belüftung, Nachströmung durch die Gruppenräume, automatisierte Nachtlüftung über die Oberlichter, natürliche und außenliegende Verschattung, Speichermasse durch massive Innenwände in Kernbereichen, Dachbegrünung, Versickerung von Regenwasser und Nutzung als Gartenwasser tragen einen großen Teil zur Wirtschaftlichkeit bei.
Aus städtebaulicher Sicht bildet das Schulzentrum mit seiner Sport- und Mehrzweckhalle einen Campus am Dorfrand. Der heutige Schulstandort könnte in der Zukunft auch zu einem gemeinschaftlich orientierten Wohnquartier umgenutzt und erweitert werden.
Der Schulverbandsvorsitzende und Neukirchens erster Bürgermeister Peter Achatzi ist sehr angetan von den Vorschlägen aus Berlin. Das Konzept eines Lernhauses habe er sich mit den Mitgliedern des Schulverbandes und Vertretern des Schulamtes bereits letztes Jahr in einer Münchner Schule angeschaut. Alle Teilnehmer waren hellauf begeistert, weil sich dieses pädagogische Konzept hervorragend für die Umsetzung des neuen Lehrplans eignet. Deshalb wurde es auch in Abstimmung mit der Schulleitung als Vorgabe in den Wettbewerb aufgenommen. „Es gibt noch sehr viel zu tun bis zum möglichen Neubau, intensive Gespräche mit dem Architekturbüro und Abstimmungen mit Förderstellen stehen jetzt an, aber wir sind gemeinsam auf einem sehr guten Weg“, so Schulverbandsvorsitzender Peter Achatzi.