In seinem Vortrag „Deep Learning meets Post-modern Poetry“ zeigt Prof. Dr. Timo Baumann Beispiele für die Verknüpfung von Poesie und Mathematik – und was das mit Künstlicher Intelligenz in Form von Chatbots wie ChatGPT zu tun hat. Der Vortrag findet im Rahmen der Veranstaltung „Grenzgänger und Brückenbauer: Interdisziplinäre Perspektiven auf KI“ des KI Campus Ostbayern am Mittwoch, 28. Juni 2023 von 16 bis 18 Uhr statt. Veranstaltungsort ist der Raum K003 im Gebäude der Fakultät Informatik und Mathematik der OTH Regensburg, Galgenbergstraße 32.
„Die Anfänge von ChatGPT gehen mindestens 100 Jahre zurück“ – die Aussage von Prof. Dr. Timo Baumann verblüfft zunächst. Doch seine Erklärung ist schlüssig: Im Jahr 1913 hat der russische Mathematiker Andrej Markov den Versroman Evgenij Onegin von Alexander Puschkin einem System unterzogen, das die Basis für moderne Spracherkennungssoftware und eben auch Chatbots darstellt: Markov hat den Puschkin-Roman in Vokale und Konsonanten aufgeteilt und dann akribisch ausgewertet, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie aufeinander folgen.
Seine handschriftlich geführten Listen mit den nach ihm benannten Ketten sind Grundlage vieler generativer KI-Sprachmodelle. Doch kann KI auch Muster von moderner bzw. postmoderner Poesie, die weder Reim noch festes Metrum aufweisen, analysieren und selbst entsprechende Gedichte produzieren?
Gemeinsam mit einem Kollegen aus der Literaturwissenschaft hat Prof. Dr. Timo Baumann sich diese Frage gestellt. Sie haben die Internet-Plattform Lyrikline, die mehr als 14000 Gedichte von rund 1500 Dichterinnen und Dichtern in 90 Sprachen im Audioformat vorhält, einer informatischen Musteranalyse unterzogen und ein Sprachmodell mit den von den Autoren selbst gelesenen Texten „gefüttert“ bzw. trainiert. Einige der spannenden Ergebnisse aus diesem Projekt stellt Prof. Baumann in seinem Vortrag „Deep Learning meets Post-modern Poetry“ vor.
Unter Beteiligung der OTH Regensburg gibt es immer wieder Projekte im Bereich Künstliche Intelligenz, die den interdisziplinären Diskurs im Fokus haben. Beispielsweise gab es im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Philosophisches Café“ bereits Vorträge zu Grenzen maschineller Intelligenz am Beispiel der Musik oder es wurde diskutiert, inwiefern KI menschliche Emotionen simulieren kann. „KI ist eine Herausforderung, die eine Zusammenarbeit von Experten aus verschiedensten Bereichen erfordert; deshalb steht transdisziplinäres Denken und Tun hier an vorderster Stelle“, sagt Prof. Dr. Ralph Schneider, Präsident der OTH Regensburg.
Mehr zum Programm des KI Campus Ostbayern unter https://www.indigo-netzwerk.de/veranstaltungen/grenzgaenger-und-brueckenbauer-2023/.
Bericht: OTH Regensburg