Am Montag und Dienstag (2.-3. Oktober) hat die Bundespolizeiinspektion Freilassing fast 200 unerlaubte Einreisen und mehrere Schleusungen festgestellt. Ein Schleuser hat vor der Kontrolle in Burghausen Reißaus genommen und war über mehrere Kilometer geflohen. Die Bundespolizei ermittelt und sucht Zeugen.
Eine neue Eskalationsstufe erreichte eine Schleusungsfahrt, die im Stadtgebiet von Burghausen begann und einen dramatischen Verlauf nahm. Am Dienstagmorgen, um 06:10 Uhr stellte eine Streife der Bundespolizei einen Pkw mit ungarischer Zulassung fest. Der Fahrzeuglenker wurde mittels Signal und Blaulicht zum Anhalten aufgefordert. Statt zu halten, gab der 25-jährige Türke Vollgas und beschleunigte innerhalb der geschlossenen Ortschaft auf bis zu 140 Stundenkilometer. Dabei ignorierte er auch mehrere rote Ampeln. Während der Flucht gefährdete der mutmaßliche Schleuser weitere Verkehrsteilnehmer durch rücksichtlose Überholmanöver. Auch scheute der Fahrer nicht davor zurück, mit stark überhöhter Geschwindigkeit eine Einbahnstraße gegen die Fahrtrichtung zu durchfahren.
Durch die riskanten Fahrmanöver kam der Pkw auf der Staatsstraße 2357 von der Fahrbahn ab und prallte gegen eine Böschung. Unmittelbar darauf sprang der 25-jährige Fahrer aus dem Fahrzeug und fiel hin. Das hatte für ihn schwere Folgen: aufgrund der Neigung der Böschung bewegte sich das Fahrzeug rückwärts und überrollte den am Boden liegenden Schleuser. Erst nachdem das Fahrzeug mit einem Pfosten kollidierte kam es schließlich auf einem Erdhaufen zum Stehen.
Die Bundespolizeistreife fand den Fahrer blutend und über starke Schmerzen klagend auf der Fahrbahn liegend vor. Mit mittelschweren Verletzungen brachte der alarmierte Rettungsdienst den Mann ins Krankenhaus Mühldorf am Inn.
Auch der augenscheinlich schwerer verletzte Mitfahrer lag mit blutverschmierten Gesicht auf der Fahrbahn. Der 33-jährige Türke klagte über Schmerzen im Arm und im Brustkorb. Der Mann wurde ärztlich versorgt und anschließend mit einem Rettungshubschrauber ins Klinikum Traunstein verbracht.
Die Geschleusten, drei türkische Staatsangehörige, darunter eine Frau, und ein Afghane, gaben später an, dass der Beifahrer aufgrund der Fahrweise versucht habe, aus dem Auto zu springen. Dies sei misslungen und das fahrende Auto hätte ihn einige Zeit mitgeschleift, wodurch sich die schweren Verletzungen erklären würden. Auch hätten die Mitfahrer mehrmals versucht, die Flucht zu beenden. Unter anderem durch den Griff zur Handbremse. Noch während das Fahrzeug rückwärts rollte, seien sie dann aus dem Fahrzeug gesprungen. Eine 35-jährige Türkin erlitt dabei einen Schock. Sie wurde ebenfalls vom eintreffenden Rettungsdienst versorgt. Die restlichen Personen blieben unverletzt.
Da die Mitfahrer nicht in Besitz aufenthaltslegitimierender Dokumente waren, brachten die Einsatzkräfte die unverletzten Mitfahrer zum Bundespolizeirevier nach Mühldorf am Inn. Gegen sie besteht der Tatverdacht der unerlaubten Einreise und des unerlaubten Aufenthalts. Den Fahrer erwartet eine Strafanzeige wegen des Einschleusens von Ausländern unter einer das Leben gefährdenden Behandlung, des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, des Fahrens ohne Fahrerlaubnis und die Verursachung einer schweren Gesundheitsschädigung eines anderen Menschen. Er soll nach Entlassung aus dem Krankenhaus dem Ermittlungsrichter am Amtsgericht Mühldorf vorgeführt werden.
Nach bisherigem Stand der Ermittlungen wurden weder weitere Verkehrsteilnehmer noch eingesetzte Polizeikräfte verletzt. Das Schleuserfahrzeug wurde durch den Unfall stark beschädigt. Die Verkehrsunfallaufnahme führte die Polizeiinspektion Burghausen durch. Am Einsatz waren neben der Bundes- und Landespolizei auch Rettungswagen und Notärzte aus Burghausen, und Altötting, ein Rettungshubschrauber sowie die Freiwillige Feuerwehren aus Raitenhaslach und Dorfen beteiligt.
Zeugenaufruf:
Im Rahmen der Verfolgungsfahrt, kam es möglicherweise zur Gefährdung von weiteren Verkehrsteilnehmern. Wenn Sie dies beobachtet haben oder davon betroffen waren, kontaktieren Sie bitte die Bundespolizeiinspektion Freilassing unter der Telefonnummer 08654 7706-0 oder per E-Mail an bpoli.freilassing@polizei.bund.de.
Bericht: Bundespolizei